„Hörrrrchzzpffä!“

Ich hatte schon gedacht Hamburg allein sei die Hauptstadt des Rotzens, Räusperns und „Schnött“ geworden, doch auch auf der Rückfahrt mitten übers Land begegnete mir eben solches zur Genüge. Die Verinnerlichung dieser zutiefst europäischen Verhaltensweisen zeigt einmal mehr, wie stark viele Bürger mit Migrationshintergrund bereits assimiliert sind.
Ein Faktor dabei ist sicher das neu erwachte Körperbewusstsein. War es noch vor nicht allzu langer Zeit verpönt, öffentlich überhaupt Zeugnis der eigenen Nothdürftigkei abzulegen, so gibt es heute wohl kein Sekret mehr, welches nicht als Bote ureigenster Natürlichkeit begrüßt werden sollte. Niemand muss sich für die (Fehl-)Funktionen des eigenen Körper weiter schämen. Eine auf den Bürgersteig gespiene Pfütze in allen Farben des Jugendstils ist doch nur natürlich und war schon im 15 Jh. alltägliche Zier des neu erblühenden Städtewesens.
Dagegen ist sicher nichts einzuwenden, weiß doch die Infotainmentgesellschaft nur zu gut, dass zu häufiges Naseputzen die Stirnhöhlen in nicht wenigen Fällen unter Schmerzen vereitern lässt, wohingegen das geräuschvolle Hochziehen der Rüsselsäfte zurück in die Tiefen des nasalen Grundes nicht nur der Gesundheit, sondern vor allem auch der kindlichen Belustigung durchaus dienlich ist. Sie sollten also nicht allein der Wellness halber auf überkommene Manieren verzichten und der Lust und Laune ihrer Schleimhäute keine falschen Grenzen setzen — ob nun daheim oder in der S-Bahn. Bringen auch sie sich in das Hust- und Rülpskonzert mit ein, spucken sie schnell auf einen der wenigen, noch freien Plätze.
Ach übrigens, übertriebener Kontinenzzwang verursacht Impotenz. Lassen sie also auch dort der Natur lieber freien Lauf. Vor wem sollten sie sich noch schämen müssen?

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