Maximenwechel

Ich war schon immer ein Freund von Tragikkomödien. Doch in letzter Zeit mag ich mir keine Filme mehr ansehen. In jedem Film geht es um Beziehungen, um Assoziationen, die ich vermeiden muss. Mein Leben gleicht momentan eher einem postmodernen Experimentalfilm ohne erkennbare Elemente. Ich hätte gerne etwas mehr Ska in meinem Leben und würde lieber etwas weniger Bushido um mich herum sehen. Vielleicht muss man da Schillers Maxime folgen, dass man nicht schöne Dinge fordern darf, sondern nur fordern soll, dass die Dinge um einen möglichst schön sein sollten. Wer die Existenz schöner Dinge fordert, ist seiner Meinung nach zwar eine schöne Seele, aber zum Scheitern verurteilt. Ich kann mir momentan dazu kein anderes Mittel denken als Reduktion. In der Einfachheit liegt oft Schönheit, in der Begrenzung der Bedürfnisse Glück. Man muss den Sucher wieder auf andere Dinge lenken als auf unerreichbare, unmögliche Wunschträume. Muss seine Realität den Möglichkeiten anpassen. Das, was ich eigentlich nicht mehr tun wollte, was mir höchst zuwider war. Aber ich bin zu nichts anderem fähig, das habe ich nun mehrfach erfahren müssen. Schuster, bleib bei deinen Leisten. Mein Part liegt darin die Dinge zu betrachten, zu überdenken, nicht sie zu tun. Für Gefühle, für Ideale zu schwärmen, nicht sie zu leben. Daran ginge ich zugrunde. Ich bin ein Zuschauer, kein Akteur. Bin die Leinwand, nicht das Licht. Es bleibt mir nur, der Chronist von Schönheit zu sein, die ich niemals teilen werde.



„Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.
Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich;
Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.“

Friedrich Schiller, Nänie

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