Verwahrlosung

Mir kriechen schon wieder Spinnetiere aus den Haaren, seilen sich auf meine Bücher ab. Da krabbeln sie umher, als wenn sie lesen könnten. Spinnen sehen einen niemals an, gleich wieviele Augen sie auch haben mögen. 2 Frauen sprachen mich heut an, 3 Männer, auf offener Straße und für jeden gut zu hören. Trotz Haargeniste wirke ich erfrischend unbedrohlich. Die Fäden sind gezogen. Mein Mietvertrag läuft aus, mein Konto ist so leer wie mir der Schädel. Ich sollte vielleicht die Kaution versaufen, den Kopf gießen, Haarkulturen sprießen lassen. Dabei bleibt sicher Geld für eine Zigarette übrig. Mit Rauch in den Haaren lässt es sich leichter auf Blechdächern stehen, die einen den Schweiß in die Augen treiben und an den Kanten böse Wunden reißen. Als Kind verbrannte ich mich einmal am Blech durch bloße Reibung. Vielleicht war es auch eine Schürfwunde. Jedenfalls meide ich Berührungen seitdem nicht nur mit Stahl. Was ist aber die Alternative? Sich einfach abseilen, vor den Augen eines teilnahmslosen Betrachters dahin pendeln, so stillos kann leider nur die Spinne sein. Und so leise. Ach ich werde einfach meine Haare waschen gehen. Meinen Kopf. Da fühlt man sich doch wie ein neuer Mensch. Ein Mensch zumal.

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