Sie haben es vielleicht schon gehört, in der Bundeswehr läuft so einiges schief:
>Allerdings ist die ungenügende Ausrüstung nur ein Symptom. Die Ursache liegt woanders, und auch sie benennt Robbe. „Erstens: Obwohl aus der Truppe heraus die Probleme deutlich und realistisch benannt werden, werden sie auf höherer Ebene offensichtlich nicht immer angemessen zu Kenntnis genommen. Zweitens: Anhaltende Unterfinanzierung und überbordende Bürokratie sind nicht selten Ursache für viele Probleme.“ Robbe spricht in diesem Zusammenhang gar von einer „Regelungswut“, die in der Bundeswehr gang und gäbe sei und die den gesamten Apparat lähme.< (Quelle: zeit.de)
Nun mögen Sie stutzen: Robbe? War es nicht Jürgen Weise, der mit seiner Strukturkomission unlängst vorgeschlagen hat, das Verteidigungsministerium könne zur Hälfte eingestampft werden und man werde daraus nicht Nach- sondern nur Vorteile ziehen? Genau so ist es auch. Obiges Zitat scheint daran zu erinnern, ist jedoch schon etwas älter. Es entstammt einem Artikel über den Bericht des Werbeauftragen aus dem Jahr 2008 über die schon damals bekannten Missstände innerhalb der Bundeswehr. Darin wird nämlich Jahr für Jahr aufgelistet, woran es unserer Armee alles mangelt. Von Zahnbürsten, Duschen über körperliche Fitness bis hin zu Schützenpanzerwagen.
Wenn Sterne reden könnten…
Eine wirkliche Meldung ist dies indes nur selten wert, interessiert sich der herkömmliche Bundesbürger doch für sehr viel, nicht jedoch den Dienst an der Waffe – weshalb es folgerichtig ist, die Armee in Zukunft aus der Gesellschaft auszulagern. Dem gemeinen Journalisten (Wehrdienstverweigerer und Weltverbesserer, der er meist ist) ist diese Subkultur noch fremder und oft gänzlich unangenehm. Jetzt aber zurück zum Wehrbeauftragten, der sich im April diesen Jahres mit folgenden Worten quasi aus seinem Amt verabschiedete:
>Die militärische Spitze muss sich fragen lassen, weshalb sie etliche Probleme beschönigt hat. Sie hätte sich entschieden zur Wehr setzen müssen. Wer goldene Sterne links und recht trägt, der muss auch mal den Mund aufmachen.< (Quelle: stern.de)
„Den Mund aufmachen“ ist nun einmal keine der klassischen soldatischen Tugenden. Jedoch kann sich die Bundeswehr auch nicht damit brüsten, den Mund zu halten, wenn es darum geht, auf ihre missliche Finanzierung und schlechte Ausstattung hinzuweisen. Ich frage mich dabei stets, woran es den mit lauter Exportschlagern ausgestatteten Soldaten dabei eigentlich fehlen soll. Aber das ist ein anderes Thema. Salopp gesagt: Um Soldaten geht es hier eigentlich gar nicht, dass hat auch Robbe schon festgestellt:
>Die im Grundgesetz verankerte Trennung von Truppe und Wehrverwaltung müsse überdacht werden. Sie trage zu Ineffektivität und Parallelstrukturen bei, die bei den Soldaten immer wieder das Gefühl aufkommen ließen, dass die Verwaltung nicht zum Besten der Truppe da sei, sondern die Truppe bloß als Objekt bürokratischer Akte betrachte.< (Quelle: Zeit.de)
Verwaltung als Selbstzweck
Das Thema heute ist die Kontraproduktivität eines Ministeriums, dessen Verwaltungsapparat dermaßen aufgebläht ist, dass er sich zu großen Teilen offensichtlich nur noch selbst verwaltet – wenn überhaupt. Man muss sich einmal einen Betrieb vorzustellen versuchen, in dem die Hälfte aller Mitarbeiter unproduktiv ist und wo dies über Jahrzehnte niemandem auffällt. Nun weiß jeder Arbeitnehmer, dass er besser nicht auf seine eigene Überflüssigkeit hinweisen sollte, so er seinen Job behalten will. Bei Beamten kann dieses Argument jedoch kaum ziehen, haben sie doch eine Jobgarantie. Oder zumindest eine garantierte Bezahlung. Moralisch gesehen wird es umso interessanter, wenn man jeden finanziellen Mangel innerhalb der Bundeswehr gleich mit dem Sterben von Menschen bzw. Soldaten gleichsetzt, dabei aber 1600 überflüssige Ministerialbeamte anstellt. Was die im jährlichen Schnitt verdienen und wie viel Ausrüstung man davon für die handvoll täglicher Patrouillen in Afghanistan finanzieren könnte, wage ich hier nicht zu schätzen. Mir fehlen schlicht die entsprechenden Zahlen.
Es stellt sich übrigens im Anschluss die Frage, inwieweit solche strukturellen Probleme nur im Verteidigungsministerium zu finden sind. Angesichts der nun zwingend folgenden Proteste hochrangiger Offiziere und sonstiger Beamter aus dem Verteidigungsministerium, die seit gestern händeringend darum bemüht sein werden, nach Gründen für ihre eigene Existenz zu suchen, kann ich nur folgenden Grundsatz in Erinnerung rufen:
>Man muss sich um einen Soldaten erst dann Sorgen machen, wenn er aufhört rumzumeckern.< (Lt.Cl. Gordon Tall, „Der schmale Grat“)
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