Das war sie also, die Fragerunde der Aktuellen Stunde im Bundestag zum Plagiatsfall Guttenberg. Das Ergebnis entspricht den Erwartungen: Guttenberg sagt, er hätte in der Bewältigung dieser Krise alles richtig gemacht. Er habe sich ja seine Fehler – die natürlich nur seiner Überbelastung als Politiker und Familienvater im Dienste der Allgemeinheit entsprungen seien – sofort eingestanden. Sämtliche seiner Äußerungen wurden von seiner Fraktion mit Beifall bedacht – selbst die bloße Nennung von Jahreszahlen und Gutachten.
Strategie: Gestaffelte Defensive
Seine Strategie bleibt dabei unverändert. Er verweist auf das laufende Verfahren der Uni Bayreuth. Er bestreitet plagiiert zu haben und spricht von unabsichtlichen Fehlern, behauptet einen eigenständigen, wissenschaftlichen Wert seiner Arbeit. Auf die Frage, ob man bei diesem Ausmaß von kopierten und leicht abgeänderten Stellen, wie es die Internetplattform Guttenplag stichhaltig herausgearbeitet hat, überhaupt noch ernsthaft von Fehlern reden könne, verweist der Baron allen Ernstes darauf, dass man nun erst einmal „intensive Quellenarbeit“ betreiben müsse. Er sehe einige Fehler ein, aber ein Großteil der auf Guttenplag angeführten Stellen sei mit einer wissenschaftlichen Arbeitsweise dennoch vereinbar. Die Anschuldigungen sind nach seinem Dafürhalten also weit übertrieben.
Ob er in der nunmehr hinfälligen, ehrenwörtlichen Erklärung alle Zitate kenntlich gemacht zu haben und selbst der Verfasser dieser Arbeit zu sein, nicht eine irreparabele Beschädigung seiner Person sähe, beantwortet er nicht. Er habe ja nun einmal nicht vorsätzlich getäuscht. Sondern, wie er zuvor betonte, „man hat an der ein oder anderen Stelle“ schlicht „den Überblick verloren“.
Guttenberg bleibt sich treu
„Man“ muss sich einmal Guttenbergs Strategie vor Augen führen. Er hat sich noch immer nicht dazu geäußert, wie diese Stellen auf diese Art und Weise – nämlich nicht als unausgewiesene Zitate, sondern als leicht variierte, kopierte Stellen im Fließtext – in seine Arbeit gekommen sind. Soviel zu seiner angeblichen Mitwirkung bei der Aufklärung dieses Falls. Eine sachliche Verteidigung, wäre sie möglich, sähe anders aus. Er hat bisher nur gesagt, warum er das getan habe: Weil er zu beschäftigt gewesen sei. Sich das einzugestehen und den Doktortitel „zurückzugeben“ bevor er ihm aberkannt wird, das sind seine persönlichen Konsequenzen, die er für ausreichend, „ehrlich und richtig“ hält.
Barbara Hendricks von der SPD stellte dabei die bemerkenswerteste Frage. Sie zitierte aus einem Papier der Bundeswehr an studierende Soldaten, wonach das Plagiieren oder unausgewiesene Zitieren innerhalb einer universitären Arbeit als Täuschung und „keinesfalls als Kavaliersdelikt“ anzusehen ist. Es sei auch dem Vorgesetzen zu melden. Sie fragte also den Verteidigungsminister, welche Konsequenzen er für Bundeswehrsoldaten sehe, die sich solcher Vergehen schuldig machen würden und weiter, wie er als oberster Dienstherr überhaupt noch für solche Weisungen stehen könne.
Modernes Vorbild
Guttenbergs Antwort fasst seine Position angesichts des Skandels zusammen: Sein Umgang mit den „Fehlern“ innerhalb seiner Doktorarbeit sei vorbildlich gewesen und könne damit auch als Vorbild für jene Soldaten gelten. So sieht also Demut, Anstand und Reue heute aus. Applaus Applaus.
Nachtrag: Der weitere Verlauf der aktuellen Stunde ergibt kein neues Bild. Einzig hinzuzufügen wären die Verteidigungsversuche der konservativen Fraktion: Die Verfehlungen des Studenten Guttenbers spielten überhaupt keine Rolle, seien ja schon Jahre her. Die Opposition sei im Übrigen bloß neidisch, betreibe bloß eine Kampagne und solle sich entschuldigen. So sehen sachliche Auseinandersetzungen aus, die Anschuldigungen im Kern zu entkräften versuchen.