In etwa 98% der Fälle heilt solch ein Geschwür ohne größere Komplikationen aus. Schon wieder intensiv. Der Arzt schüttelt den Kopf. Befund: „deutlicher Fibrinbelag am Boden einer kirschroten Veränderung“. Kein Blut im Umfeld, deutliche Narben. Mit Magensonden ist nichts mehr zu machen. Entweder das Geschwür heilt nun spontan in den nächsten Tagen aus, was es schon seit 2 Wochen hätte tun sollen, oder sie schneiden mir den Wanst auf. Ich hör sie schon wetzen. Heiligabend verbringe ich nun jedenfalls im Krankenhaus, wohl auf der Intensivstation. Vielleicht im OP. Angst? Vielleicht ja. Eher bin ich genervt; von mir, meinem Körper, der erfolglosen Therapie. Mittlerweile schlucke ich schon Globoli. Verschließe die Augen vor dem Außen. Nur liegt das Übel inwändig. Soweit ist es.
Die Sonne geht auf. Die Blutwerte sind gestiegen. Noch etwas schläfrig erwarte ich den Befund der vorangegangenen Gastroskopie. Draußen ist ein sehr schöner Tag, Die Bäume gepudert und die Luft klar. Man kann sie durch das Fenster fast schmecken. Ich habe wieder Hoffnung, sowas wie ein stilles Lächeln, das fern dem Galgenhumor ist. Seit 38 Stunden außer Pillen nichts gegessen. Die Nacht hatte ich so etwas wie gebetet (Du weißt schon, wie scheinheilig das aussieht), konnte nicht schlafen, „Magenverkleinerung“ und „künstlicher Darmausgang“ klangen nach. Ich ließ mir eine Tablette geben. Heute morgen dann geduscht, gekämmt, gefönt. Fast wie ein Mensch seh ich wieder aus. Gleich wird der Arzt kommen, mir sagen wie es weiter geht.
Sie haben gestern nochmal versucht einen Draht in mein Gedärm zu treiben. Dies ohne Bauchschnitt und augenscheinlich hat es geklappt. Der Chefarzt selbst war es diesmal. Ich weiß nicht ob das am Feiertagsdienst liegt oder an meinem Onkel, Mitglied des Krankenhauskuratoriums, der sich wohl eingeschaltet hat. Mein Name ist der Krankenhausleitung nicht fremd, scheinbar hatte man über meinen seltsamen Fall schon gesprochen. Für mich ist das nun alles irrelevant. Der Draht muss halten; ist er mittlerweile abgerutscht, stehe ich wieder am Anfang oder vielmehr am Ende. Ich fühle mich wiedermal „eigentlich ganz gut“. Der Kreislauf ist stabil, die Blutwerte wohl ebenfalls. Dennoch, ich habe ein Brennen im Magen, ein unheimliches Grummeln. Liegt das nun an 2 Tagen ohne Nahrung oder hat sich der Draht längst verabschiedet? Gleich wird nochmal Blut abgenommen, der Wert kontrolliert. Dann kommt der Morgen, der Befund.