Totentanz

Zur Nacht heraus aus feuchter Erde, steht auf was einmal Leben war. Ein Kerl, ein Weib – mit düsterer Gebärde, so sammelt sich die stille Schar. Und wie von einer Hand gelenkt, so taumelts nach dem Kirchhof her, wo jedes Haupt sich tiefe senkt, als wenn es hohe Messe wär.

Da! Plötzlich schlägt ein Scheppern rings umher, ein Zucken fasst die Klapperleiber. Fort! Längst schämt man sich nicht mehr — sie streifen ab der Menschen Kleider. Die Knochen wiegen sich im Takt, der Reigen hebt zum Tanze an. Vom groben Rhythmus ganz gepackt, voll dumpfem Stöhnen dann und wann.

Ich schau mit Grauen die Gebeine, ich hör das Schlagen bis hierher. Ich krall mich an die Glockenleine, mein Atem wild, die Brust mir schwer. Kauernd, hoch über diesem Feste, das sich im Mondschein hebt und neigt, versteck ich mich im Türmerneste, auf das das Tote endlich schweigt!

Doch der Tod kennt nicht, das Leben nur ein Ende. Ihr Reigen tanzt in Ewigkeit. Sie halten sich die Knochenhände, vergessen längst sind Schmerz und Neid. Je länger ich sie tanzen sehe, erfasst mich tiefe Traurigkeit. Durchs Leben tanzt ich nie. Ich gehe — und das von Angst und Leid gebeugt.

Ich will nur tanzen so wie sie! Will scheppern, klappern, um mich kreisen! Mich packt es, zerrt es und ich flieh den Turm hinab die Tür aufreißen. Dort stürze ich zum Kirchhof hin, will mich in ihren Kreis einreihn. Doch!… als endlich ich am Platze bin, da sind sie fort. Ich bin allein.

Ich darf nicht mit in ihren Reigen. Ich bin nicht tot. – so leide ich am Leben. Der Schmerz bleibt immer noch mir eigen. Für mich wird es nie Freiheit geben. Aber, ach … vielleicht ist’s bald ja schon soweit – das Leben zwar, der Tod nur kennt kein Ende. Dann reichen wir uns Klapperhände, und tanzen fort für alle Zeit.

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