Oh Brüder, wascht die Eitelkeit aus euren Haaren, legt ab euer tailliertes Kleid. Ihr habt doch selbst schon Menschlichkeit erfahren, in gar nicht fernen Kinderjahren, seid Brüder doch! Ist zwischen uns die Kluft so weit? Einst sprachen wir von Freiheit, von dem Sterne, der einmal aus der Erde werden sollt. Jetzt blitzt aus euch der Streit, all das ist nur noch Ferne, von der ihr nichts mehr wissen wollt.
Oh Brüder! Seid ihr blind denn, seid ihr taub?! Seht euch doch einmal um, nur einmal um! Seht ihr die Knochen nicht, die Leiber, die ihr gebrochen habt für euer Haus, für eure Kleider? Seht ihr den Krieg nicht, der die Zeche zahlt, der für euch feiste, fette Weiber die Tusche an die Wangen malt? Ist ein Erguss denn so viel wert, bleibt über dies die Kehle stumm?
Oh Brüder…
Ich, das Brüderchen? Ich war einmal vor langer, langer Zeit, ein Mensch, und nicht nur ich, doch heut —
Ich wohn allein, im Dachgeschoss, im Plattenbau. Um mich wächst braun, wird kahl und kalt. Und wer liest heut noch… Brecht?
Oh Brüder… Kommt!
Ein letztes, fröhliches Gelage. Bevor das Feuer uns verzehrt. Betrunken von der schönen Lage – als ob die Menschheit ewig währt. Der Nackte ist längst nicht mehr nackt. Besoffen, taumelnd, bin ich Wir. Die Gier, in Fleisch und Blut zuhaus, lebt offen aus! Was soll der Geiz? Spreizschenkel, Ficken – afternahes Ziel. Oh … Überschwang, zuviel, der Saft, den ich aus allen Löchern sauf, schafft Brechreiz nur.
Oh Brüderchen… Aus deinem Blut
Steh endlich auf!