Samstag Nacht

Nimm die Brille ab, sie stört dich und andere. Tu nicht so als gäbe es etwas zu sehen, oder jemanden, hier, gerade hier. Zur Gesamtsituation passend haben sie überall diese widerlich obszöne Musik gespielt. Jeder hört die Musik, die er verdient. Auch ich. Und dann diese ganzen Menschen. Jeder Schritt erhöht die Gefahr eines Schulterklopfens, des Ansprechens, gegriffen zu werden irgendwo aus diesem Gekräuche. Ich habe mir schon immer Ecken gesucht, Spalten, Nischen, das Abseits. Die Distanz hat ihn mir erträglich gemacht, diesen Basar sich feilbietender Marktschreier. Man kann auf viele Arten schreien, mit Gesten, der Kleidung — gott, diese Klamotten. Bin ich auch einer von ihnen, auf der Suche nach etwas, hier? Warum wäre ich sonst gekommen. Auch mich packt das Bedürfnis, das Gefeilsche beginnt ganz von selbst, mit den ersten Blicken die einen treffen. Ich musste Blicken immer schon ausweichen. Ich bin kein guter Verkäufer, bin von dem Produkt nicht überzeugt. Das merkt man mir an, am Zögern, am gesenkten Blick. Dies ist mir peinlich, wie immer schon, nur hat sich mittlerweile der Ekel zum Schamgefühl gesellt. Aus allen Gesichtern quillt ein Zuwider. Ich kann mich nicht auf diesem Niveau bewegen, für so außergewöhnlich halte ich mich dann doch. Und das bin ich wohl auch. Doch nicht auf eine interessante Art.

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