Nebelschlussleuchten

Ich überinterpretiere oft. Ein Lächeln, ein Wort — man sagt mir nach ich grübelte zuviel, ich hätte zuviel Zeit, manchmal aber auch, ich wäre Ignorant. Ich weiß nicht ob das stimmt, ob es da ein „zuviel“ oder „zu oft“ überhaupt geben kann. Und doch, häufig reicht eine SMS, ein Wort, ein Lächeln um mich glücklich zu machen, wohl gerade weil ich überinterpretiere.
Meine Unsicherheit bleibt so oder so.
„Ich bin nicht, was ich bin, weil ich es denke oder will; noch denke oder will ich es, weil ich es bin, sondern ich bin und denke — beides schlechthin;“. Auch ich lasse mich schwerlich in groben Partituren beschreiben. Ich bin nicht nur ein Gespinst meines Hirns. Ein Gehirn, das sich selbst nur als Neuronenkette begreifen will, gleicht einem Amboss, der aus sich selbst heraus die Schläge des auf ihn fallenden Schmiedehammers erklären will.

Trotz des mulmigen Gefühls der Privation und Deplatziertheit, welches mich ständig begleitet, spüre ich manchmal so etwas wie einen auf mir ruhenden Blick. Ein Auge, irgendwo dort im Nebel, das mich sieht. Ein Ohr, das mich hört. Ein Mensch, der mit mir Mensch ist. Dann habe ich schon fast eine Ahnung davon, wie es sein könnte, bei diesem Menschen
angekommen
zu sein

zit. nach J.G. Fichte, „Die Bestimmung des Menschen“

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