Es ist diese Ereignislosigkeit vor dem Einschlafen, dieses überhitzte Nichts der Ruhe und Zurückgeworfenheit auf sich selbst, die jeden Schlaf vereitelt. Das Nichts will nicht ins Bewusstsein treten und es von der Bedrohung durch das Nichts entleeren. Du bist immer noch da, kannst nicht vor dir fliehen oder dich entfernen von deinen Gedanken. Und schlimmer noch als deine Anwesenheit ist die Abwesenheit jedes Anderen:
Du bist Allein. Niemand ist da, gelingt es dir aus dieser Welt zu treten. Niemand ist da, kehrst du zurück und findest wieder nur ein leeres Laken, ein weißes Blatt Papier, durch das du dir zu jemand anders werden sollst, der Selbsterkenntnis wegen. Der Kampf ohne Gegner beginnt von vorn, nach Worten graben unter den Gedanken – gesottenes Gekritzel ringst du dir ab. Doch die Laken bleiben rein und jeder Satz steril, kein Leben infiziert dein leeres Nichts. Ist da noch etwas? Habe ich mich noch nicht vernichtet, mein Wesen zerdacht, bin am Denken verwest? Man hat mir ähnliches gesagt, „Du bist so anders“, sagte man mir. Doch das beweist, dass ich noch mit mir identisch sein muss, dass man mich als „Ich“ ansprechen kann, wenn auch als differente, so doch als Einheit in der Zeit.
Aber Veränderung findet statt, natürlich. Es erscheint ironisch, dass die ältesten Lebensformen nur vegetative vorformen des Bewusstseins erreichen, die alt gewordenen Formen des Bewusstseins sich jedoch in hohem Grade von allem vegetativen frei machen können. So wie der Fötus die Gestalten der evolutionären Vorgänger seiner Art zum Menschen hin durchwächst, entwächst der Mensch seinen vegetativen Stadien der frühen Kindheit, der Animalischen Jugend und der humanen Adoleszenz um zu vergeistigen, schließlich gar zu entgeistigen. Er lernt sich denken, entfaltet seinen telos, der selbst unmenschlich ist.
So bleibt mir die Hoffnung, nicht mit 23 schon erschöpft, sondern noch mit 23 erschöpft gewesen zu sein.
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