„Was immer war und immer wiederkehrt“

Wenn Sie sich fragen sollten, warum von mir nichts mehr zu hören ist, dann möchte ich Ihnen zur Abwechslung keine Antwort schuldig bleiben: Ich weiß nämlich einfach nicht mehr, was ich sagen soll. Jeder Blick in die Nachrichten veranlasst einen ja nur noch laut und unter Tränen zu lachen. Heute beklagen sich etwa die Hausärzte lautstark darüber, dass gegen sie ein „Krieg“ geführt werden würde. Dieser gefühlte Krieg beruht darauf, dass ihr Einkommenszuwachs in den letzten 24 Monaten lediglich so hoch war, wie der Einkommenszuwachs des durchschnittlichen Arbeitnehmers in den letzten 10 Jahren, der damit in Anbetracht der Inflation über diesen Zeitraum übrigens gesunken ist. Da deutsche „Arbeitnehmer“ immer weniger verdienen, sind wir mittlerweile unter den drei wettbewerbstauglichsten Staaten der Welt. Hurrah! Die Verantwortung für diesen Fortschritt hat heute übrigens die Kanzlerin voll und ganz in einer Bekennerrede übernommen. Leider muss man sagen, dass die SPD in ihrer Regierungszeit daran mitgeschafft hat.

Das kann man übrigens auch in OECD-Studien nachlesen, deren Lektüre für einen fatalistischen Menschen wie mich mittlerweile ebenso amüsant ist, wie jedes Satiremagazin. Noch besser sind natürlich die Reaktionen der Regierung auf besagte Studien. So kommentierte Frau Schavan die jüngste OECD-Bildungsstudie, nach der in Deutschland die Bildung schlechter sei und langsamer an Qualität gewinne, als in den Vergleichsländern – noch dazu verschlechtern sich die Bildungschancen für sozial Schwache natürlich umso stärker – mit den frohen Worten: „Die Studie zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Na wunderbar! Endlich gibt mal jemand zu, dass dies gewollt und nur ein vermeintliches Problem ist. Wer will denn auch, dass all das asoziale Gesocks irgendwann bessere Noten oder gar Berufschancen bekommt, als der eigenheimische Hosenmatz. Elitär muss man immer noch sein dürfen, alles andere wäre Sozialismus. In diesen Rahmen lassen sich auch die Eliten- und Stipendienprogramme einordnen, wie der Sarazene sie sich nicht besser hätte wünschen können. Anders als in dessen Buch nämlich behauptet wird, sind „nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ die Kinder von Dummen keineswegs dümmer, sondern höchstwahrscheinlich schlichter Durchschnitt. Ebenso wie die Kinder von Hochintelligenten mit hoher Wahrscheinlichkeit dümmer sind, als sie selbst. „Denn das ist ja logisch.“ Sie sollten sich also bestenfalls nicht für zu intelligent halten, wenn Sie für Elitenförderung sind – Ihre Kinder werden es Ihnen danken.

Beim Durchschnittsintellektuellen hängt übrigens der erreichbare soziale Status eklatant mit der basalen Bildung zusammen. Hier ließe sich mit Wenigem bei Vielen viel erreichen. Das ist aber, wie gesagt, nicht gewollt und so gibt man lieber viel aus, um bei Wenigen Weniges zu erreichen. Diese Wenigen sind aber oft man selbst. Und das ist dann doch besser, als wenn der Ali nun Abitur und mir Konkurrenz macht. Der soll doch lieber in der Lehre bleiben und dann für wenig Geld schwarz meinen Garten umgraben. So haben schließlich Alle was davon – der Ali Arbeit und ich mehr Geld für den Zweiturlaub auf Gran Canaria.

Oh, über all das habe ich ja ganz vergessen, dass wir in den letzten Tagen eine „Revolution“ in Deutschland erlebt haben. Wie Frau Merkel dieses Wort in den Sinn gekommen sein mag, sollte man vielleicht gleich den Atomlobbyisten fragen, der es ihr in den Block diktiert hat. Er scheint seinen Job jedenfalls besser zu machen als eine Kanzlerin, die nunmehr Milliardeninvestitionen in neue Energien ankündigte und ebenfalls Milliarden für marode Haushalte herangeschafft sieht. Leider vergessen hat sie wohl, dass jene maroden Meiler, die sowieso schon seit Jahren über ihr Verfallsdatum hinaus betrieben werden, so langsam völlig auseinander fallen. Der fleißige Lobbyist natürlich nicht, und deswegen können zukünftig die hohen Investitionskosten, die durch die Sanierung der kaputten Klötze anfallen, einfach von den vereinbarten Investitionen in erneuerbare Energien abgezogen werden. Sollte übrigens die geringe Steuer für Plutonium, das in jedem Falle geringer als Heizöl besteuert wird, erhöht werden, raten sie mal, wovon wiederum dies abgezogen würde.
Fraglich ist generell, wie man durch dieses schon nicht mehr Milliardengeschenk an einige, wenige Konzerne – ein Atomkraftwerk nennt ja nun nicht jeder sein Eigen – den doch allgemein als mangelhaft bezeichneten Wettbewerb innerhalb des Energiesektors fördern will? Gäbe es diesen nämlich, würde durch billigere Preise wohl der Strompreis sinken. Da dies aber sicher nicht passieren wird – was sinkt dann eigentlich statt dem? Wohl wie im Gesundsheitssektor – ganz einfach das Niveau.

Ich frag mich all das nicht mehr. Ich sitze hier in meinem Sessel und wische mir ein heiteres Tränchen aus dem Augenwinkel. Wenn uns die sarazenische Eugenik-Debatte eines gezeigt hat, dann dass man nicht traurig sein muss, sofern Deutschland ein bisschen verreckt. Verdient hat es wohl nichts anderes.

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