Gewohnheiten, Rituale sind es, die uns über den Tag bringen, durch unser Leben. Sie entheben uns jeder Reflektion – wir tun einfach, was wir schon immer getan haben. Stehen morgens auf, betreten das Bad auf die gleiche Weise, setzen uns an den gleichen Frühstückstisch und essen mit wiederkehrenden Handgriffen. Die Regelmäßigkeit dieser Handlungen ist für uns wesentlich wichtiger als deren Sinnzweck. Was wir essen, spielt keine Rolle. Dass wir essen ist notwendig, auch ohne jeden Appetit. Durch diesen Mechanismus enthebt sich das Leben, ist es erst zum Alltäglichen geworden, letztlich selbst der Frage nach dem außer ihm liegenden Sinn. Es wäre auch ungewohnt, weiter danach zu fragen.
Wie dem auch sei, Ich habe es geschafft. Die Gewohnheit zu Rauchen lässt sich durch das Kauen von Kaugummi ersetzen, Schweizer Kräuterzucker wird zum Substitut für synthetische Drogen. Ich finde Kompensationshandlungen für jedes menschliche Bedürfnis. Kein Akt mehr, der an oder für sich wichtig wäre. Das vorletzte Stadium sucht seine Befriedigung allein darin, dass man irgendetwas tut. Libertas indifferentia, die nächstmögliche Stufe zur absoluten Freiheit. Diese ist freilich nicht erreichbar, solange man noch auf objektivierende Handlungen angewiesen ist. Solange man sich noch verwirklichen muss. Dennoch weißt der Weg bereits in die richtige Richtung. Größte Indifferenz erreicht man nur durch letzte Entäußerung. Der Weg gabelt sich, einerseits Veräußerung, andererseits Vernichtung. Beides taugt zur Gewohnheit.
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Meta
Hierauf etwas zu sagen (es fordert auch niemand), fällt nicht leicht, abgesehen davon, dass der Weg in eine Richtung weist und nicht weißt, es sei denn, Sie sind Anstreicher.^^
Zu vieles davon kenne ich auch, das mit dem Bad, dem Frühstückstisch SO nicht (ich frühstücke auswärts, aber auch da ist es immer derselbe Tisch, und immer die gleichen Brötchen; das versteht sich), aber mit den wiederkehrenden Handgriffen, das kenne ich.
Nur den Schritt zur „absoluten Freiheit“ kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt keine Freiheit von, immer nur eine Freiheit zu. Und ich kann mich auch genussvoll den alltäglichen Handgriffen hingeben. Mut zur Wiederholung!
Meine Mutter stirbt zur Zeit. Sie kann morgens nicht mehr ihren Kaffee kochen und ihre Scheibe Kronen-Brot essen, sie wird jetzt im Krankenhaus versorgt, zusammen mit 3 anderen Frauen. Sie würde sich über Ihre Indifferenz freuen, aber sie weiß, dass der Krebs an ihr nagt und sie in absehbarer Zeit auffrisst, und da wird es mit der Indifferenz etwas schwer; sie wäre allerdings notwendig, das gebe ich zu.
Das mit der Freiheit ist so eine Sache. Tatsächlich gibt es die beiden Varianten: Freiheit von und Freiheit zu etwas.
Sich von etwas frei machen schafft Freiraum, den es zu füllen gilt. Sonst ist es bloße Beschränkung.
Freiheit etwas zu tun dagegen muss genutzt werden. Eine Möglchkeit, die man nie nutzen würde, ist eine Option, die man nicht hat. Und so sind auch die vielen Freizügigkeiten, die man im Alltag zu haben glaubt, kaum mehr als Illusionen.
Der Tod schafft vielleicht die erstgenannte Freiheit, vielleicht auch bloße Beschränkung. Das werden wir alle noch früh genug erfahren. Bei der Trauer hilft beides kaum. Höchstens Illusionen.
Übrigens schrieb ich dereinst etwas zu dem, was Freiheit aus einem machen kann:
http://gonzosophie.de/archives/216