Freund

Freund, frisch zur Hand und reich dem Jüngling den Pokal. Auf diesen Schluck Vergessen wartet eine Welt, die bloße Angst vorm Nichts noch in den Fugen hält. Ein Durst, der sich in dünnem Blut erfand.

Zertrenn das Band, das mich ans Leben knüpft. Zerschlag der Hoffnung Stütze. Sei mir ein Freund, in dieser letzten Nacht mir endlich zu was nütze. Bring das Geschirr, füll meinen Becher zum Rand.

Den Trank aus blassem Kraut, vom Doldenschieferwein. Schenk ein, den Flurenmost, dass tief im Bauch der Traum entgast. Dort hab ich Leben, Liebe längst zu blutgem Stuhl verdaut.

Nein! Was zu reden war, ist aufgeschrieben. Was Leben ist, ward längst gesagt. Es nagt kein Wunsch, kein Glauben mehr an mir. Wer nie gewann, ist schließlich der, der nichts mehr wagt.

Niemand mehr hier, der mich entzweit. Nun kenn ich alles, hab die Welt geschaut. Bald wird es wieder jung und kalt. Ich freue mich darauf, wie man sich auf die Erde freut.

Freund, schweig. Reich einem alten Mann seinen Pokal. Nach diesem Schluck Vergessen dürstet eine Welt, die aus dem Nichts entstand und die ins Nichts zerfällt.

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