läuten

Ich bin kein Lügner,
bin ein Leugner,
und himmelwärts gut eingestellt,
mich bindet noch,
die ewge Leier,
der man sich ungern vorenthält;
Wetter,Ficken,
und der Zwang,
sich danach wohl zu kleiden,
Andere
um ihrige
Nächte zu beneiden;
Ist nicht meins,
war es noch,
Irgendwann im Mai;
doch im Winter
und im Herbst,
denk ich ans agnus dei.

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lang schon Oktober

Attraktion unwillkomener Gefühle, Todessensation — Selbstmord. Wollen sie sich das ansehen, Zeuge sein der unausweichlichen Peinlichkeit? Lagerregale egaler Warenbestände des Egos. Selbstächtung. I’ve written a tear stained letter. Mein Adressbuch wird diffuser, all die gestrichenen Namen. Es-ther, klingt nicht. Neubeginn. Ich habe die Kommunikation nie gelernt, das Miteinander sprechen. Ich lege Wert auf Menschen, nicht aber auf Rituale und finde mich deshalb kaum zurecht. Will doch niemand mehr mit mir reden, der mir wichtig ist. Kann ich doch mit niemandem mehr reden, da keiner reden kann ohne zu fragen, ohne Fragen zuzulassen. Alles darfst du, doch nicht auslachen. Die Belanglosigkeit anzeigen – Ironie ist kein Habitus. Mach dich nicht frei, andere fühlen sich dadurch bedrängt. Lächerlich. Setze Punkte, beginne mit großen Buchstaben und lass die Relativsätze weg (klare Konstruktionen schaffen klare Gefühle). Ich habe. Du hast. Wir hatten. Sprich die Relationen aus, statt sie zu umgehen. Benutze Floskeln. Etwas besseres als den Tod findest du überall. Auf jeden Topf. Blaukraut. Ich schreibe mein Finale, ich schweige das Ende herbei. Mit finaler Faulheit bezwinge ich den letzten Willen. Schlecht wird mir. Sie entschuldigen, den Tag gilt es nun auszukotzen.

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Rinickis Fernsehpreis

Welch ein Affront. Ich habe es nicht gesehen, ich habe davon gelesen – das unterstreicht genau jenen Umstand, den unser guter Herr R.-R. ankreidet: Man kann einfach nicht mehr fernsehen, da läuft nur noch „Blödsinn“. Auch und vor allem auf dem ZDF – nur auf Arte oder 3sat laufe noch manchmal eine gute Sendung, so wird Ranicki zitiert. Und dieser Satz könnte wörtlich von mir stammen. Ein wahres Wort.
Nun stellt sich natürlich die Frage ob all das inzseniert gewesen, lediglich ein Vorlauf zu einer neuen Sendung unter Beteiligung von R.-R. ist. Doch ob ein 88jähriger von allen Medien so titulierter „Medienpapst“ so etwas überhaupt nötig hätte, ist anzuzweifeln. Vielmehr zeigt die Reaktion des ZDF wie marktwirtschaftliche Strukturen funktionieren. Gegenstimmen werden absorbiert, produziert und dann vermarktet. Zumindest wird das Versucht. Ansonsten müsste man die Kritik ja tatsächlich einmal ernst nehmen. Das wäre jedoch fatal, würde man Wert auf nur einen Funken Anspruch oder gar Bildungsauftrag legen, könnte man das Programm des ZDF auf 90 Minuten Sendezeit täglich zusammenstreichen. Und das würde dann wahrscheinlich keiner mehr sehen wollen. Anders als die große Fernsehpreisgala, die wird heute wohl jeder sehen wollen. Auch dank mir, leider.

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de mortuis nihil, nisi bene

Von den Toten nur Gutes… Da fallen einem die Worte heute schwer und man sagt besser gar nichts. Allerdings wundert man sich, dass das gar nichts sagen vielen heute so schwer fällt.

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Früchte des Sanftmutes

Es gibt doch schon seltsame Ereignisketten. Gestern Nacht öffnete ich mein Fenster der frischen Luft wegen, die sich draußen für gewöhnlich aufzuhalten pflegt. Unbedacht schlich sich jedoch noch ein anderer Bewohner des Draußen ein: eine große, haarige Spinne. Nun ist mein Verhältnis zu Spinnentieren zwiespältig. Einerseits schätze ich ihre Arbeit im Bereich des pest-controlling sehr, dennoch müssen sie mit ihren Wuselbeinen nicht direkt vor meiner Nase herumstolzieren, noch dazu ab einer gewissen Größe. In Küche oder Wohnzimmer lasse ich sie auch gewähren, verziehen sie sich doch normalerweise bei Licht in dunkle Ecken, was jedoch im Schlafzimmer zu eher unangenehmen Assoziationen führen kann. Jedenfalls stülpte ich ein großes Glas über den wohl nicht korrekt so bezeichneten Weberknecht (aber das ist nun mal ein schönes Wort) und verbrachte ihn damit in die Küche, wo er bis auf weiteres in Untersuchungshaft gesetzt wurde. Nachdem ich durch das Glas begutachtet hatte, ob er etwaige, durch den Transport verursachte Verletzungen davongetragen hatte, legte ich mich ruhig schlafen.
Heute am späten Nachmittag sollte nun die Freilassung erfolgen. Ich räumte das stetig zugestellte Küchenfenster frei, öffnete es und setzte das Glas mit der Spinne mit Bedacht so auf die Fenstersimskante, dass sich das Tierchen nun je nach Lust und Laune mühelos abseilen oder herauskrabbeln kann. Ihm den Rückweg zu erschweren wollte ich natürlich das Fenster wieder schließen. Leider fiel mir dann jedoch etwas anderes ins Auge. Im Türrahmen scheint sich eine Marienkäferkolonie angesammelt zu haben, die sofort munter los krabbelte und flog, den neu gewonnenen Platz zu erkunden. Nun stecke ich einerseits im Gewissenkonflikt, das Fenster nicht mehr schließen zu können da ich so für den Tod einer ganzen Marienkäferherde verantwortlich wäre, doch könnte auch die Kälte, die unweigerlich durch das geöffnete Fenster eindringt, vielleicht zu meinem baldigen Erfrierungstode führen. Andererseits habe ich eine große, dicke Spinne direkt auf die doch eher harmlosen Käferchen losgelassen. Naja, das sind ja auch Kannibalen, also mal sehen was noch so passiert.

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