Schröder, Schwarzer und das einander „vorknöpfen“

Wie viele von Ihnen ja wissen hat „das Sturmgeschütz der Demokratie eine weithin bekannte und gelesene Onlineausgabe. Dieser kommt zugute, dass sie ein Interview mit unserer Familien- und Frauenministerin veröffentlicht hat, welches ich vor Kurzem bereits an dieser Stelle besprach. Darin äußerte besagte Ministerin so platte wie argumentativ schlechte Positionen bezüglich der Emanzipation der Frau und anderer Genderthemen.

Da sie sich dabei von Alice Schwarzer distanzieren zu müssen glaubte, um ihre „Jungenpolitik“ medienwirksam verkaufen zu können, folgte von jener prompt eine Replik. Nun mag man von Alice Schwarzer nach ihrem Engagement für die sog. Bildzeitung denken, was man will. Ihre Stellungname zu Frau „Dr.“ Schröder ist prägnant, hinreichend und bedarf keiner weiteren Besprechung. Sie zeigt sehr schön auf, wie viel unsere Familien-, Frauen- Undsoweiterministerin von Feminismus versteht: Nischt.

Dem waren sich selbst die Interviewer schon gewahr. Die gleich zwei Autorinnen von Spiegel Online, welche jüngst eine Zusammenfassung des „Bizarren Sex-Streits“ (Bild) zusammenstellten, jedoch wohl nicht. Sie fassen das Interview mit Schröder wie folgt zusammen:

>>Im SPIEGEL distanzierte sie sich vom Feminismus, rechnete mit einzelnen Thesen von Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ab – und ging dabei mit viel Leidenschaft tief ins Detail der Geschlechterdebatte.<< (Quelle: Spiegel Online)

Wo die sich Leidenschaft, noch dazu wo die Details sich in dem Interview nun verstecken sollen, bleiben uns die Autorinnen leider schuldig. Was Schwarzer ihrerseits darauf erwidert ist wohl noch unwichtiger. Ihre Position wird nicht mit einem einzigen Satz erläutert. Stattdessen liefert der Artikel uns lieber Hintergrundinformationen, die so wohl noch nie jemand gehört hat:

>>Noch in den fünfziger Jahren durften Ehemänner das Geld der Gattin allein verwalten. Die Herren durften nach gerichtlicher Genehmigung auch den Job ihrer Frau kündigen, wenn sie meinten, dass die Berufstätigkeit die „ehelichen Interessen“ störe. Strahlende Kinder, hübsch gedeckte Tische und glücklich lachende Hausfrauen mit Wespentaille und Betonfrisur – diese Bilder prägen die Wirtschaftswunderjahre. Eine Fernsehwerbung von Dr. Oetker aus dieser Zeit fasst das Ideal so zusammen: „Sie wissen ja, eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen“, verkündet ein männlicher Sprecher.<< (Quelle: Spiegel Online)

Ob eine der Autorinnen diese Allgemeinplätze gerade noch irgendwo auf Halde hatte und hier lediglich eingefügt hat (Fachleute sprechen von copy&paste) um den Artikel möglichst schnell auf 700 Wörter zu bringen mag dahingestellt bleiben. Man muss ja auch schnell und nicht informativ schreiben um an so einem heißen Eklat möglichst nah dran zu sein. Doch wie jeder gute Text, hat natürlich auch dieser ein Happy End:

>>Die Ministerin lobt schließlich Schwarzer, ohne dass diese es gemerkt hat. „Hätte es eine Karriere wie Ihre ohne den Feminismus in Deutschland gegeben?“, wird sie in dem Interview gefragt. „Nein“, antwortet Schröder. „Das wäre in der Zeit vor dem Feminismus nicht möglich gewesen.“<<

Und die Autorinnen schließen, ohne dass wir schlauer wären. Aber wir glauben zu wissen, dass eine antifeministische Frau etwas ganz Normales sagte, nämlich dass heterosexuelle Geschlechtsverkehr möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau. Und wir scheinen zu wissen, dass die alte, sogar gelobte Feministin gleich „aufschreit“ und es von ihr „heftigste Kritik“ hagelt, während sich die Opposition jene arme Ministerin „vorknöpft“. Wäre sie mit ihrer „Jungenpolitik“ doch lieber still geblieben, wie es sich laut den Autorinnen für eine kluge Frau auch heute noch geziemt:

>>Schröders Amtsvorgängerin Ursula von der Leyen und auch Kanzlerin Angela Merkel agieren in Sachen Emanzipation weit geschickter. Sie reden nicht so viel darüber<< (Quelle: Spiegel Online)

So sieht also geschickte Frauenpolitik aus: Bloß nicht drüber reden.

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Der Castor und der dumme Protest

Manchmal sollte man sich einen Ruck geben und zur Abwechslung etwas zu den Tagesereignissen schreiben, anstatt immer den Nachrichten vom Vorvortag nachzuhängen. Was gibt es da Passenderes, als direkt aus einem Newsticker zu zitieren:

>>08:26 Die Parlamentarische Staatsekretärin im Umweltministerium, Katharina Reiche (CDU), hat Oppositionspolitikern Stimmungsmache im Zusammenhang mit dem Castor-Transport vorgeworfen. Es müsse geklärt werden, wie es zu solchen Gewalteskalationen komme.<< (quelle:ndr-liveticker)

Endlich mal eine CDU-Politikerin, die für lückenlose Aufklärung plädiert und dabei die Politik selbst meint. Nun ist die geforderte Aufklärung nicht sonderlich schwierig. Die dem sog. Atomstrom kritisch gegenüberstehende Bewegung hatte eigentlich schon eine ziemliche Flaute zu verkraften, nachdem man die AKWs für in naher Zukunft obsolet erklärt hatte. Nun jedoch erklärt man den Menschen, sie seien irrational, wenn sie gegen AKWs seien und lässt diese unter dubiosen Profitbedingungen für deren Betreiber wieder länger laufen. Das erinnert doch stark an die, von Politikern für irrational erklärten Stuttgarter, deren Bahnhof in dubiosen Genehmigungsverfahren zustande kam. Wollen Sie mal einen Menschen eskalieren lassen? Dann sagen Sie ihm nicht nur, dass Sie wichtige Entscheidungen gegen seine Überzeugung treffen werden, sondern dass er im Grunde auch einfach zu dumm ist, sie selbst zu treffen. Á Propos:

>>15:48 CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hat die Grünen-Spitze wegen deren Unterstützung der Castor-Blockierer attackiert. „Die Grünen outen sich als politischer Arm von Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern“, sagte Dobrindt am Montag. „Sie machen sich in skandalöser Weise mitschuldig an der Zerstörung von Bahngleisen und Gewalt gegen Polizeibeamte.“<< (quelle:ndr-liveticker)

Nun kann es als Errungenschaft neuerer Zeiten betrachtet werden, dass ein bayrischer Generalsekretär rationale Bewertungen über Vorgänge im Wendland treffen kann – er hat wohl einen Bericht im Fernsehen gesehen. Auch ist es recht belustigend, dass sich die Grünen „als politischer Arm von Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern“ in Bayern erst noch „outen“ müssen. Ich dachte in den Kreisen geht man davon aus, sie seien als solcher mal gegründet worden. Auf welcher Seite aber die vielbeschworene Gewalt bestehen soll, wenn man sich auf einem Bahngleis verprügeln, besprühen und bei Frost mit Wasserwerfern traktieren lässt, um einer irrationalen Überzeugung anzuhängen, mag dahingestellt bleiben. Dazu zitiere ich nochmals und abschließend:

>>11:32 Die Polizeigewerkschaft hat den Castor-Einsatz kritisiert und die Politik für die „untragbaren“ Zustände verantwortlich gemacht. Auf dem Rücken der Polizei würden politische Fehler ausgetragen. Einige Beamte seien 24 Stunden am Stück im Einsatz gewesen.<< (quelle:ndr-liveticker)

PS: Wie wäre es den Atommüll demnächst einfach in Stuttgart zwischenzulagern? Da könnte man ihn zukünftig fast gänzlich unterirdisch transportieren und die Tunneleingänge wird man doch wohl noch bewachen können.

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Networking unter Bierzeltbedingungen II

Ich hab ja eine wenig fundierte Meinung zum Thema Frau. Mein momentaner Trost ist es, dass ich notfalls jede Frau einmal werde klonen können, die ihre Zahnbürste bei mir hinterlegt hat. Sie können sich also vorstellen, dass ich hier folglich keine Debatte über Gender- / Gleichberechtigungsdebatten oder gar den Feminismus lostreten möchte – ich hätte für eine Position einfach keine ausreichende Begründung parat und deshalb halte ich mich vornehm zurück. Ganz anders als unsere Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (also für alle, die anders sind als ich). Deren fundierte Meinung lautet nämlich:

dass der heterosexuelle Geschlechtsverkehr kaum möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau. Da kann ich nur sagen: Sorry, das ist falsch.“ (Quelle: SpOn)

Warum ihre Meinung hier richtiger sein soll als die von ihr angegriffene, kann man leider nur mutmaßen. Wenn sie sich auf irgendeine Fachliteratur zum Thema Sex and Submission bezieht, so nennt sie zumindest die Quellen nicht. Vielleicht spricht sie ja auch aus eigener Erfahrung, aber darüber möchte ich hier nicht mutmaßen. Jedenfalls gibt sie auch eine Begründung:

Es ist absurd, wenn etwas, das für die Menschheit und deren Fortbestand grundlegend ist, per se als Unterwerfung definiert wird. Das würde bedeuten, dass die Gesellschaft ohne die Unterwerfung der Frau nicht fortbestehen könnte.“ (Quelle: SpOn)

Dieser wunderbare Satz, nicht nur einer Bundesministerin sondern ihres Zeichens Doktorin der Soziologie (samt Politik und Philosophie), würde in jeder universitären Lehrveranstaltung wohl recht naiv und lustig daher kommen. Einerseits folgt er dem altbewährten Muster: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“ Andererseits wird hier eine Definition mit einer Bewertung verwechselt. Das ganze kulminiert in der wunderbaren Schlussfolgerung:

Dass Homosexualität die Lösung der Benachteiligung der Frau sein soll, fand ich nicht wirklich überzeugend.“ (Quelle: SpOn)

Wer fände denn das auch überzeugend, muss man sich da fragen. Ist das eine gängige These des Feminismus à la Schwarzer, der hier ja angegriffen werden soll? In jedem Fall ist es Balsam für die Bierzeltseele: „Die wollen, dass wir alle schwul oder lesbisch werden? Dann muss die Frauenquote weg.“ So funktioniert zwar keine sachhaltige Diskussion, jedoch wohl Politik. Ich möchte die Redefigur folgendermaßen abwandeln: Manche sagen, der Arbeitgeber könne kaum jemanden beschäftigen ohne ihn auszubeuten. Da kann ich nur sagen: Sorry, das ist falsch. Es ist absurd, wenn etwas, dass für unsere Wirtschaft und deren Fortbestand grundlegend ist, per se als Ausbeutung definiert wird. Das würde bedeuten, dass unsere Wirtschaft ohne die Ausbeutung des Arbeiters nicht fortbestehen könne. Aber dass eine stalinistische Diktatur die Lösung der Tarifverhandlungen sein soll, finde ich nicht wirklich überzeugend.

So macht argumentieren doch endlich wieder Spaß! Vielleicht darf man von Frau Staatssekretärin Schröder aber auch einfach nicht zu viel erwarten, ist doch das Zustandekommen ihres Doktortitels ein Fall für sich, indem CDU Seilschaften (networking) und ein gesunder monetärer Hintergrund eine gewisse Rolle spielten. Man muss sich schon die Frage stellen, welche Qualitäten dieser Frau sie für ihr Amt befähigen, außer dass sie jung ist und der Terminatrix recht ähnlich sieht. Der Wert ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist jedenfalls sehr zweifelhaft, der wissenschaftliche Wert ihrer politisch gefärbten Aussagen umso mehr. Über den Wert ihrer politischen Arbeit muss man meines Erachtens nicht einmal streiten. Ist das gerecht gegenüber denen, die redlich sich bemühen? Entscheiden Sie selbst…

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blogger.de offline?

Gestartet habe ich meinen Blog ursprünglich ja der kostenfreien Blogplattform blogger.de, der ich dementsprechend viel zu verdanken habe und noch immer anhänge. Nun ist das gesamte Angebot von Blogger.de seit über 24 Stunden nicht mehr zu erreichen. Da hier auch der ein oder andere blogger.de Nutzer mitliest: Hat irgendjemand weitergehende Informationen, weshalb die Plattform plötzlich offline ist? Hat das was mit dem Castor zu tun? Ist Dirk Olbertz krank oder insolvent? Für weitergehende Informationen wäre ich sehr dankbar…

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Trend? Paradigma!

Es ist ja eigentlich das Merkmal von Funktionären, immer und bei jedem Anlass das Gleiche zu sagen. Leider muss ich mich dieser Unart anschließen, bleibt der Befund doch gleich und fast jeder neue Tag bringt weitere Bestätigungen für die jüngst von mir getätigten Aussagen. Ich zitiere einfach mal eine ganze Passage aus dem „Deutschland Trend“ von tagesschau.de:

>>Je reicher, desto mehr vom Aufschwung

Noch etwas fällt auf: Auf der einen Seite ist die deutlich verbesserte Wirtschaftslage für die Befragten völlig unstrittig. Erstmals seit zweieinhalb Jahren nennt eine Mehrheit von 61 Prozent die gegenwärtige wirtschaftliche Lage „gut“ und nur eine Minderheit von 38 Prozent „schlecht“. Noch im September war das Verhältnis beinahe umgekehrt. Bei der Frage, wem das neue Wachstum zugute kommt, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Nur 29 Prozent erklären, sie selbst profitierten vom Aufschwung. 71 Prozent haben nicht das Gefühl. Auch im letzten Aufschwung zwischen Herbst 2006 und Frühjahr 2008 schwankten bei dieser Frage die positiven Antwortwerte zwischen 20 und 30 Prozent. Das Bild ist also nicht neu.<<

Wir halten also fest, die Bundesbürger haben durchaus erkannt, dass sie keinen Anteil mehr am Wirtschaftswachstum haben und das seit Jahren. Dennoch befinden sie diese wirtschaftliche Lage für „gut“. Soviel zu dem Glauben, dass „die Wirtschaft“ mit dem persönlichen Profitieren von selbiger irgendwie nichts mehr zu tun zu haben scheint. Wie der „Trend“ schon zeigt, ist das eben kein Trend sondern eine solide Entwicklung. Ich zitiere weiter:

>>Aber es sind wie damals die gleichen Gruppen, denen es besser geht, und die gleichen Gruppen, die vergeblich auf eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation warten. So erklären etwa 54 Prozent der Selbstständigen und Freiberufler, dass sie den Aufschwung persönlich spürten. Bei Arbeitern und Rentnern hingegen sind die Werte deutlich unterdurchschnittlich. Generell gilt: Je höher das Einkommen, desto größer auch der persönliche Vorteil. Und genau dieses Missverhältnis sorgt vermutlich für schlechte Stimmung gegenüber der Bundesregierung.>>

Achso! Was wir hier haben ist also vor allen Dingen ein Problem mit der schlechten Stimmung. Nicht die Umverteilung von unten nach oben sondern die Unzufriedenheit der Unterschicht ist das Problem. Gegen soviel Miesepeterei kommt der langsam nahende Karneval sicher gerade recht. Es ist unglaublich, mit wie viel Gleichmut und Selbstverständlichkeit unsere Medien über solche gravierenden und nicht zu leugnenden Fehlentwicklungen berichten. tagesschau.de spricht auch ohne weitere Umschweife davon, es sei (bloß) „gefühlte Ungerechtigkeit“. Bildungsauftrag erfüllt! Der Aufhänger des Artikels ist  folglich auch nicht etwa „Reich wird reicher, allen Anderen muss Armut reichen“, sondern: „Grüner wird’s nicht!“. Die Grünen erklimmen immer neue Umfragehöhen und sind gleichzeitig eindeutig eine Partei der Besserverdienenden. Ja wunderbar, da steigt doch wenigstens die Stimmung. Und „Grün“ ist immer noch ein schöneres Wort als „unzufrieden“. Wenigstens glauben die Leute noch an unseren Verteidigungsminister, Herrn Guttenberg. Der als neuer Kanzler herbei gesehnte hat zwar erwiesenermaßen vor der Öffentlichkeit gelogen und sich dafür Sündenböcke gesucht, aber glücklicherweise wurden er und sein Oberst Klein keines Kriegsverbrechens überführt. Ist ja schließlich auch kein Krieg – nur ein gefühlter. Helau!

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