Trend? Paradigma!

Es ist ja eigentlich das Merkmal von Funktionären, immer und bei jedem Anlass das Gleiche zu sagen. Leider muss ich mich dieser Unart anschließen, bleibt der Befund doch gleich und fast jeder neue Tag bringt weitere Bestätigungen für die jüngst von mir getätigten Aussagen. Ich zitiere einfach mal eine ganze Passage aus dem „Deutschland Trend“ von tagesschau.de:

>>Je reicher, desto mehr vom Aufschwung

Noch etwas fällt auf: Auf der einen Seite ist die deutlich verbesserte Wirtschaftslage für die Befragten völlig unstrittig. Erstmals seit zweieinhalb Jahren nennt eine Mehrheit von 61 Prozent die gegenwärtige wirtschaftliche Lage „gut“ und nur eine Minderheit von 38 Prozent „schlecht“. Noch im September war das Verhältnis beinahe umgekehrt. Bei der Frage, wem das neue Wachstum zugute kommt, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Nur 29 Prozent erklären, sie selbst profitierten vom Aufschwung. 71 Prozent haben nicht das Gefühl. Auch im letzten Aufschwung zwischen Herbst 2006 und Frühjahr 2008 schwankten bei dieser Frage die positiven Antwortwerte zwischen 20 und 30 Prozent. Das Bild ist also nicht neu.<<

Wir halten also fest, die Bundesbürger haben durchaus erkannt, dass sie keinen Anteil mehr am Wirtschaftswachstum haben und das seit Jahren. Dennoch befinden sie diese wirtschaftliche Lage für „gut“. Soviel zu dem Glauben, dass „die Wirtschaft“ mit dem persönlichen Profitieren von selbiger irgendwie nichts mehr zu tun zu haben scheint. Wie der „Trend“ schon zeigt, ist das eben kein Trend sondern eine solide Entwicklung. Ich zitiere weiter:

>>Aber es sind wie damals die gleichen Gruppen, denen es besser geht, und die gleichen Gruppen, die vergeblich auf eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation warten. So erklären etwa 54 Prozent der Selbstständigen und Freiberufler, dass sie den Aufschwung persönlich spürten. Bei Arbeitern und Rentnern hingegen sind die Werte deutlich unterdurchschnittlich. Generell gilt: Je höher das Einkommen, desto größer auch der persönliche Vorteil. Und genau dieses Missverhältnis sorgt vermutlich für schlechte Stimmung gegenüber der Bundesregierung.>>

Achso! Was wir hier haben ist also vor allen Dingen ein Problem mit der schlechten Stimmung. Nicht die Umverteilung von unten nach oben sondern die Unzufriedenheit der Unterschicht ist das Problem. Gegen soviel Miesepeterei kommt der langsam nahende Karneval sicher gerade recht. Es ist unglaublich, mit wie viel Gleichmut und Selbstverständlichkeit unsere Medien über solche gravierenden und nicht zu leugnenden Fehlentwicklungen berichten. tagesschau.de spricht auch ohne weitere Umschweife davon, es sei (bloß) „gefühlte Ungerechtigkeit“. Bildungsauftrag erfüllt! Der Aufhänger des Artikels ist  folglich auch nicht etwa „Reich wird reicher, allen Anderen muss Armut reichen“, sondern: „Grüner wird’s nicht!“. Die Grünen erklimmen immer neue Umfragehöhen und sind gleichzeitig eindeutig eine Partei der Besserverdienenden. Ja wunderbar, da steigt doch wenigstens die Stimmung. Und „Grün“ ist immer noch ein schöneres Wort als „unzufrieden“. Wenigstens glauben die Leute noch an unseren Verteidigungsminister, Herrn Guttenberg. Der als neuer Kanzler herbei gesehnte hat zwar erwiesenermaßen vor der Öffentlichkeit gelogen und sich dafür Sündenböcke gesucht, aber glücklicherweise wurden er und sein Oberst Klein keines Kriegsverbrechens überführt. Ist ja schließlich auch kein Krieg – nur ein gefühlter. Helau!

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Crawler …

Da mein Blog gerade durch folgenden Crawler sondiert wird:

S.a.d. Software Vertriebs- Und Produktions Gmbh Ip (84.19.169.167)

Nehme ich bis auf Weiteres den kürzlich veröffentlichten Content vom Netz. Man weiß ja heutzutage nie, was einem blüht, wenn man sich nicht hinter der Anonymität versteckt. Ich bitte dies zu entschuldigen…

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Sanity pisses me off

Wer einmal wirklich politikverdrossen werden will, sollte sich amerikanische Wahlberichterstattung ansehen. Die ist keinesfalls schlecht, im Gegenteil, die Politik ist es. Und das bei einem Nicht-Präsidentschafts-Wahlkampf, der dieses Mal 4.000.000.000 $ gekostet hat. Woher das Geld gekommen ist, weiß übrigens niemand so genau und man will es auch lieber gar nicht wissen. Zur Herausbildung ausgefeilter politischer Konzepte und Lösungen für die Probleme der Menschen hat es offensichtlich nicht beigetragen. Aus allen Interviews, gerade mit Vertretern der Opposition und ominösen Tea-Party-Bewegung, geht folgende Entwicklung für die Zukunft hervor: Keine. Da kann der Journalist fragen, was er will, die einzige Antwort lautet: Alles ist schlecht, also Steuern runter und auf den kleinen Mann achten. Was soll das genau heißen? Na Steuern runter und auf den kleinen Mann achten. Und wie genau soll das umgesetzt werden? Indem man die Steuern senkt und auf den kleinen Mann achtet. Soso… We believe in America.

Christlich-jüdische Leit- und Reinkultur

Interessant für die hiesige Debatte ist vor allem die Qualität des Populismus in Übersee. Dort gibt es im wahrsten Sinne des Wortes Fundamentalopposition. Ihr zentrales Wahlversprechen ist die reine Blockade sämtlicher politscher Abläufe. Dabei versprechen sie Alles, sagen aber Nichts über irgendwelche Details der Umsetzung. Nebenbei sollen natürlich die Grenzen dicht gemacht, alle Politiker zukünftig auf unamerikanische Umtriebe hin untersucht (McCarthyismus) und Abtreibung, Schwulenehe und Evolution möglichst verboten werden. Der Klimawandel ist übrigens und natürlich wissenschaftlicher Hokuspokus, an den man nicht glauben muss („Y’all motherfuckers lying, and getting me pissed“). Das also ist der segenreiche Einfluss von viel Geld und wenig Politik auf den Wahlkampf. Wie gut, dass die 4 Milliarden nicht aus Steuergeldern bezahlt werden mussten, angesichts des Defizits.

Obama is not Hitler, but he is exactly like Hitler

Ach übrigens, um einmal eine kleine Kostprobe der vorgehenden Diskussion abzugeben, empfehle ich folgendes Youtube Video über einen amerikanischen Radiomoderator. Der hält endlich mal eine Rehabilitation des guten alten Hitler-Vergleichs parat: „Ich sage nicht, Obama sei Hitler, schließlich veranstaltet er keinen Genozid – aber sonst tut er genau dasselbe, was Hitler getan hat.“

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Die Bombe platzen lassen

Die Ereignisse überschlagen sich, Bomben werden am Vorabend und Tag der US-Kongresswahl  (hier ab 24:00 im LiveStream) allüberall gefunden und jetzt sogar in unserem Kanzleramt. Adressat: Frau Dr. Angela Merkel. Da fragt man sich, was die gute Frau Merkel denn nun getan hat, um sich den Zorn der Bombenbauer zugezogen zu haben. Ich sage ja immer: Wer nichts macht, macht nichts verkehrt. Das ist übrigens eine offizielle Forderung der Tea-Party-Bewegung, nämlich dass Politiker im besten Falle gar nichts machen sollten. Unsere Regierung liefert leider ein Gegenbeispiel zu der Überzeugung, dass durch nicht-regieren alles besser werden würde. Zugegebenermaßen täte dem Kanzleramt rein optisch gesehen eine Explosion vielleicht gar nicht so schlecht. Leider käme sie etwas zu spät, denn jetzt ist der hässliche Kasten schon in Streetview online zu betrachten und die ganze Welt kann sich darüber kaputt lachen…

Optische Aufwertung der "Waschmaschine"

Jetzt live in Streetview: Das Kanzleramt

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„Jesus says: Relax!“

Ich hinke den aktuellen Ereignissen ja meist etwas hinterher, so auch der „Rally to Restore Sanity“, einer Veranstaltung gegen die aktuell doch sehr überhitzte Streitkultur in den USA. Dort gingen Leute auf die Straße, um mit Ironie und Witz für mehr Gelassenheit und einen respektvolleren, rationaleren Umgang miteinander zu demonstrieren. Ein Anliegen, dass mir aus der Seele spricht, denn gerade Selbstironie gilt ja mittlerweile kaum noch als Tertiärtugend. Solche Proteste vermisse ich hierzulande folglich schmerzlich, aber Merkel mit Adolf Hitler zu vergleichen oder den Steuernachlass für Hoteliers mit der Einführung des Stalinismus, so weit sind wir zum Glück auch noch nicht. Ich kann nur empfehlen, sich alle Bilder anzusehen. Sie haben durchaus großen Unterhaltungswert…

If your beliefs fit on a sign

übernommen von cranberries (flickr)

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