Ich weiß nicht, ob du das kennst, wenn einem erst beim Anblick des Weinregals im Supermarkt aufgeht, dass Wochenende ist. Zeit ist nicht gerade hochprozentig. Viel zu süffig für meinen Geschmack und so schnell schal. 25 Jahre noch, ein großer Abschnitt allemal, mehr als nur eine Etappe. Man sagt einiges, und denkt dabei doch nur, dass man schon bald verstummen wird und aufhören zu schreiben. Wer von denen wird noch schreiben, wird noch lesen, was nicht gelesen werden muss, aber geschrieben?
Verse tragen nicht länger zum Ausdruck, was in Kajal sich malen lässt. Tinte ist immer ungeduldiger und Zeit knapp trotz jeder Langeweile. Doch was soll mich das kümmern. Uns allen ist Schreiben doch, ist Lesen nur Masturbation. So stiehlt sie die Zeit, hilft bei Bedarf, zu lösen, bewahrt vor Schlimmerem und steigert das Selbst für den Moment. Masturbation ist unzeitgemäß, wo jeder mit jedem jederzeit vögeln kann. Wer würde der Masturbation sein Leben noch, wer eine Welt ihr denn opfern? Nur der, der nichts kann, nichts hat als Masturbation.
Man sagt, ich stünde Abseits, man sehe es den wirren Worten an. Man mahnt und malt eine düstere Zukunft. Ich diene als Anschauungsobjekt, als Redefigur (werde nicht so, wie jener). Das Außen verstummt nie. Nicht einmal für Gott.
Ich huste Schleim ab, trage die Zeit im Gesicht. Nur noch Worte werden erwartet, die man absonderlich findet. Isolation, Schwätzer in spe, die Hoffnung längst verloren. Als emotionaler Zigeuner ohne eigenen Raum, Jude der Freundschaft – Endlösung naht. Kredit verbraucht, unwerter Faulpelz. „Ersma arbeiten!“ die Schola derer, die sich ihr Leben erzwingen.
Ich habe von Allem, von Allen mich getrennt. Zunächst von der Zeit, dann von den Menschen, die nach ihr Leben; schließlich von mir selbst, meiner Priorität, die mir fast wichtiger war als die Zeit mit andern Menschen. Nun bin ich daneben. Weiß nur noch, was hätte sein können. Was nicht heißt, dass ich weiß, wie es wird sein können.
Da man Zeit seines Lebens vor dem Nichts steht, wäre es nicht besser gewesen, ihm nie entstiegen zu sein? Jeden Tag gebe ich eine andere Antwort auf diese Frage, jede Nacht stellt sie sich von neuem. Die Wahrheit ist nicht unabhängig von der Zeit und ewig schon gar nicht. Vielleicht ist das Leben bereits das Nichts, vielleicht ist es Kampf gegen dasselbe. Nicht alle Kämpfe kann man gewinnen. Muss man es denn? In jedem Fall habe ich vermehrt Probleme mit der Erzeugung von Schlaf. Oft wache ich auf, die Faust geballt, lässt sich weder öffnen, noch zum Schlagen gebrauchen. Stopp.
Trage deinen Überdruss mit Stolz; kultiviere den Verfall. Lasst meinen Ruin doch gedeihen. Eiterpickel brauchen Wachstum. Quetscht man zu früh, wird alles noch schlimmer. Mich drückt, zwickt es seit Jahren. Die Perspektiven meiner Ausbildung stehen nicht schlecht. Nach Allem habe ich gelernt, dass man nichts lernt. Noch bin ich nicht ausgelernt. Versuche mich weiter; in jeder Zeile. In etwa so:
Als ich jemanden liebte hatte ich etwas, darüber zu schreiben.
Als mich jemand liebte hatte ich etwas, darin zu leben.
Was habe ich nun?
Verbrauchte Worte, abgenutzte Bilder. Wahr ist nur eines darin: Hier ist kein Jetzt.
-
Archive
- Oktober 2024
- August 2020
- Dezember 2017
- Mai 2017
- November 2016
- August 2016
- Mai 2016
- März 2016
- Februar 2016
- Januar 2016
- Oktober 2015
- August 2015
- Juli 2015
- Mai 2015
- April 2015
- März 2015
- Januar 2015
- Oktober 2014
- April 2014
- März 2014
- Februar 2014
- Dezember 2013
- Oktober 2013
- September 2013
- Juli 2013
- Juni 2013
- Mai 2013
- März 2013
- Februar 2013
- Januar 2013
- Dezember 2012
- November 2012
- Juli 2012
- Mai 2012
- April 2012
- März 2012
- Februar 2012
- Januar 2012
- Dezember 2011
- November 2011
- Oktober 2011
- September 2011
- August 2011
- Juni 2011
- Mai 2011
- April 2011
- März 2011
- Februar 2011
- Januar 2011
- Dezember 2010
- November 2010
- Oktober 2010
- September 2010
- Juli 2010
- Juni 2010
- März 2010
- Februar 2010
- Januar 2010
- November 2009
- Oktober 2009
- September 2009
- August 2009
- Juli 2009
- Juni 2009
- Mai 2009
- April 2009
- März 2009
- Februar 2009
- Januar 2009
- Dezember 2008
- November 2008
- Oktober 2008
- September 2008
- August 2008
- Juli 2008
- Juni 2008
- Mai 2008
- April 2008
- März 2008
- Februar 2008
- Januar 2008
- Dezember 2007
- November 2007
- Oktober 2007
- September 2007
- August 2007
- Juli 2007
-
Meta
Weinregal macht Wochende heißt Masturbation durch Schreiben. Trennung zusammengehöriger Einheiten durch widerliche Umstände. Alles. Ich. Und der Rest. Der Grund bleibt einzig verschwunden. Und wieder abgedroschenste aller Antworten: Der Weg ist das Ziel. Und unausweichlich. Abwege ins Licht lohnen sich nicht, denn alles strebt auf das Jetzt und das Später zu, wenn man es nur lässt. Die eigene Rolle spielt keine und zeigt sich erst später.
Alles fließt: fatal.