Flugverbot 1.0

Man soll es ja nicht für möglich halten, aber selbst ich lasse mich noch so manches Mal von der Politik überraschen. Nun nicht gerade von diesem durchschaubaren Moratorium der Christdemokraten hierzulande, vielmehr jedoch durch die Resolution des UN Sicherheitsrates, der Flugverbotszone über Libyen endlich eine völkerrechtliche Grundlagen zu verschaffen. Dieser Entschluss ist richtig, kommt nur leider auch aufgrund der unverständlichen Haltung Deutschlands viel zu spät.

Diese Haltung sei in den Worten Westerwelles noch einmal zusammengefasst: „Jedes Land muss seinen eigenen Weg finden, jede Gesellschaft ihren eigenen Weg gehen. Mit Rat und Tat wollen wir helfen“, aber etwas tun, damit das Morden Gaddafis aufhört, das wollen wir nicht. Denn weitere Kampfhandlungen unter internationaler Beteiligung hätten nur eines Zufolge: „Ein solches Ergebnis würde die demokratischen Bewegungen in ganz Nordafrika schwächen und nicht stärken.“ Die zu erwartenden Massenerschießungen durch Gaddafis Truppen seien also besser für die demokratische Bewegung in Nordafrika, als wenn man seine Kampfhubschrauber abschießt. Interessante Interpretation – zum Glück ist es nicht länger die vorherrschende. Und ganz im Sinne der klaren Kurse, die unsere Regierung fährt, heißt es nun: „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“ Man werde sich also wohl noch umorientieren.

Dabei wird an diesem Fall übrigens eines recht deutlich, dass nämlich manche Konflikte schließlich nur noch mit Waffen ausgetragen werden können. Spätestens dann, wenn die andere Seite ihre Anwendung zur Regel macht. Und natürlich ist klar, was das bedeutet. Man kann sich die Videos aus Libyen ja jetzt schon ansehen und wie dort gestorben wird. Es ist übrigens interessant, dass dieser blutigste und intensivste unter den aktuellen Aufständen in der arabischen Welt nicht von der vielbeschworenen Blogger- und Youtubercommunity getragen wird. In Libyen ist das Internet noch kaum verbreitet.

Der Wunschtraum einer demokratieförderlichen Funktion von privater Technologie im Allgemeinen und dem Internet im Besonderen wird ja in den Feuilletons hierzulande anlässlich jedes neuen Produktes aus dem Hause Apple wieder werbewirksam beschworen. Ein Hauptgrund übrigens für mich, mein Abonnement der Zeit zu kündigen. Ein nettes Youtubevideo, dass diese Hoffnungsvision einmal etwas genauer und kritischer unter die Lupe nimmt, wurde mir heute zugespielt und sei auch Ihnen anempfohlen. Als krönenden Abschluss enthält es, das sei schon einmal verraten, eine Werbung fürs Ipod. Wie sollte es anders sein…

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Im Märzen am Morgen

In Tripolis am Meere sieht man den Himmel an
Man reinigt die Gewehre, falls man das selber kann.
Die Bombe fällt,
Der Blitz erhellt,
Das weite Feld.
Da war ein Mensch
Gewesen.
Ob Diktatur, ob freie Wahl –
Mir doch egal:
Umblättern, weiterlesen.
Miyagi unter Meeresschlamm, zehntausende im Wellenkamm
Zerquetscht oder ersoffen.
Nichts ist, nichts bleibt zu hoffen.
Europa starrt die Meiler an, wer hätte auch gedacht,
Dass so etwas passieren kann: Nun hat es Puff gemacht.
„Ich hab es ja gesacht!“, ruft Gabriel von Ferne, zu gerne
– Nach menschlichem Ermessen,
Anders als Schutt und Schlamm,
Hält Strahlung ewig an.
Sagt man.
Egal, denn währenddessen
Brennt mir das Toastbrot an.
Das ist, was mich betrifft,
Alles was wichtig ist.
Was ist:
Der Frühling kommt, die Sonne,
Wie hab ich euch vermisst!
Die Zeitung in die Tonne.
Der Tag sei mir gegrüßt!

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Moratorium: Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg

Derzeit verweile ich ja im Sauerland, um ein wenig ländliche Entwicklungshilfe zu leisten. Doch auch hier kommt man um die aktuellsten Nachrichten nicht herum: Die Gaddafi-Gegner in Libyen werden aus den Stellungen und angeblich sogar Krankenhäusern herausgebombt. Wir sehen munter dabei zu. Es wäre ja auch unvertretbar und ein schlechtes Zeichen an die gesamte Demokratiebewegung, wenn man sich dort nach Anfragen aus dem Land selbst und Zustimmung durch die Afrikanische Union zumindest per Luft-Luft Raketen engagieren würde.

Deutsch-Gaddafische Freundschaft

Gaddafi wird sich bedanken – etwa mit einem neuerlichen Bombenattentat auf deutschem Boden. Aber wie Dirk Niebel es schon im Hörfunk sagte, sei er und ist damit wohl auch unsere Regierung höchstenfalls „in aller Regel auf der Seite der Kräfte, die Demokratie und vor allem Menschenrechte verwirklichen wollen.“ Manchmal ist man  wohl auch gerne mal auf Seiten von Diktatoren, welche die Menschenrechte aus den Herzen und Seelen ihrer Bevölkerung herausbomben. Tote haben schließlich keine Rechte. Doch es interessiert außer Daniel Cohn-Bendit, dessen Darstellung des Sachverhalts gegenüber einer kritisch oberflächlichen Marietta Slomka eigentlich nichts mehr hinzuzufügen ist, ja auch eigentlich Niemanden mehr.

Überschattet wird all das nämlich durch eine Thematik, die uns hierzulande auch direkt betrifft: AKWs und ihr neuerlicher Hang, plötzlich zu verpuffen. Nachdem unsere Regierung in ihrer bisherigen Legislatur nicht viel mehr auf den Weg gebracht hat, als die Mehrwertsteuersenkung für Hoteliers, die Einfrierung der Krankenkassenbeitrag für Arbeitgeber und neue Einstellungskriterien für Verteidigungsminister, schien ihr „Energiekonzopt“ bis heute nicht einmal durch  explodierende Atomkraftwerke erschüttert werden zu können.

Moratorium contra Ausstieg vom Ausstieg

Nun die Kehrtwende. Merkel und Westerwelle verkünden plötzlich ein dreimonatiges Moratorium für den Ausstieg aus dem Ausstieg. Heißt also im Klartext, dass der gestern noch als bloß ideologisch und unnötig angesehene Atomausstieg der Ära Rot/Grün ab Morgen wieder gilt. Außerdem werden die gestern angeblich noch den höchsten Sicherheitsmaßstäben genügenden Kraftwerke, die diesem Atomkonsens zufolge mittlerweile vom Netz wären, morgen voraussichtlich abgeschaltet. Vorübergehend. Wenn die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Bremen abgelaufen sind, schaltet man die Kraftwerke dann wieder an und hält an den verlängerten Laufzeiten fest? Merkel spricht morgen mit den Länderchefs und Energiekonzernen um genau diese Eventualitäten zu beraten. Bei den letztmaligen Ergebnissen solcher Verhandlungen darf man gespannt sein.

Ich erwarte, dass durch für die Energiekonzerne eine Entschädigung ihrer Umsatzeinbußen bis zu den Landtagswahlen beschlossen wird. Danach werden die Kraftwerke wieder ans Netz kommen oder weitere Zahlungen fließen. Das wäre ja auch innerhalb der konservativen Argumentationslogik nur konsequent. Wo kämen wir denn sonst hin, wenn demokratisch legitimierte Prozesse einfach ausgesetzt oder gar umgekehrt werden? Wo bleibt die Verlässlichkeit der Politik, wenn man aufgrund von schlechten Umfragewerten oder zehntausender Demonstranten einfach Bahnhofsbauten abbrechen oder Atomkraftwerke stillegen würde? Das ist inkonsequent und nicht hinzunehmen. Es würde den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährden, da langfristige Planungen für Wirtschaftsunternehmen nicht mehr möglich wären. So war jedenfalls bisher die Haltung der CDU.

Alte Risiken – Neue Ängste

Jetzt also anders herum und die CDU gehört plötzlich zu den Parteien, die einfach mal dagegen sind. Ich frage mich ehrlich gesagt, warum sie das ist. Zeigen die Kernschmelzen durch ausfallende Kühlung in Japan eigentlich irgendetwas an, das man nicht schon vor einem Jahr wusste? Dass Kraftwerke außer Kontrolle geraten, Kernschmelzen vorkommen können und jedes AKW nun einmal ein Restrisiko birgt, das ist nun wahrlich nichts Neues. Neu ist dabei nur, dass man sich dessen wieder bewusst wird und nicht mehr glaubt, so etwas könne nur besoffenen Russen in irgendwelchen Steppenkraftwerken passieren. Man spekuliert wohl darauf, dass sich in drei Monaten nicht nur die Brennstäbe, sondern auch die Gemüter abgekühlt haben werden.

Dann könne man wieder zu jener, jetzt angeblich zur Disposition gestellten, Alltagsordnung zurückkehren –  wenn Mappus erst in seinem Amt bestätigt wurde. Das ist ja tatsächlich nicht so unwahrscheinlich, obschon er zwar für die Verlässlichkeit „demokratischer Entscheidungen“ mit Wasserwerfern und Schlagstöcken kämpfen ließ – nun aber als vehementester Vertreter der Laufzeitverlängerung plötzlich selbst die Zukunft seiner AKWs offen lässt. Zwischen den jetzigen Ereignissen und den Wahlen liegt nämlich nicht mehr ein ganzer Winter, der die Gemüter der Demonstranten so weit auskühlt, dass sie lieber zu Hause bleiben und dann doch brav ihr Kreuz bei der Partei machen, die schon immer das Synonym für Verlässlichkeit und Werterhalt war.

 

Nun muss sich also sogar Mappus bewegen. Es lässt sich mutmaßen, dass er das nicht gerne tut.

 

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Puff the magic AKW

Ist es nun, oder ist es nicht? Ich meine, da steht man an einem Samstagnachmittag auf und sieht natürlich zuallererst in die Nachrichten. Was titelt tagesschau.de? „Explosion und Kernschmelze in AKW“. Nachdem man sich dreimal bekreuzigt hat, muss man allerdings feststellen, dass die Überschrift offensichtlich nur eine Schlagzeile und keine Zusammenfassung der Nachricht darstellt. Es gab eine Explosion und nichts Genaues weiß man nicht, auch wenn SpOn ebenfalls von einer „beispiellosen Katastrophe“ zu titeln weiß. Selbst  Bild.de scheint mit „angeblicher Kernschmelze“ weniger reißerisch als das Flaggschiff der deutschen Sendeanstalten.

Das AKW tickert

Da bleibt einem nun also nur der Ticker und so aufmunternde Sätze wie „Aber selbst wenn es eine Kernschmelze gegeben habe, gehe für Menschen außerhalb eines Radius von zehn Kilometern keine Gefahr aus.“ (tagesschau.de) Da fühl ich mich gleich viel sicherer, denn ich befinde mich in einem noch viel größeren Radius. Wie schlimm kann es schon sein? Und so lehne ich mich entspannt zurück, da Ingenieure die Krise sicher nach bestem Wissen meistern werden. Ich kenne schließlich selbst einen Atomkraftwerksfahrer. Und die japanischen AKWs sind doch wesentlich moderner als einige hierzulande noch betriebene.

Nichts zu befürchten außer der Furcht selbst

Sollte es wider Erwarten doch zu einer Kernschmelze kommen, werden Sie uns sicher mit den nötigen Sicherheitsmaßnahmen vertraut machen. Außerdem konnte So ein Unglück natürlich niemand voraussehen. Folglich trifft auch niemanden die Schuld an der entstandenen Verstrahlung. Oder wie wir Atomkraftbefürworter sagen: Shit happens! Shine on.

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Merkel als Lachnummer? Grandios!

Ich bin wirklich sprachlos. Was soll man als Satiriker oder „Nörgler“ eigentlich noch machen, wenn sich die Anzuklagenden dermaßen selbst demontieren. Gut, politischer Aschermittwoch ist ja traditionell eine recht schiefe Veranstaltung. Dabei meine ich nicht etwa den Herrn Seehofer, der es als Verdienst der CSU anerkannt haben möchte, dass Niemand aus seiner Partei genug Schneid besessen hat, den Amtsmissbrauch und Betrug Guttenbergs als solchen anzusprechen. Natürlich machen sowas laut Seehofer nämlich nur „Stasi-Kommunisten“ und „linke Steinewerfer“.

Ich bin sicher nicht der Einzige, der es schon grundsätzlich sehr komisch findet, wenn christliche Parteien am Aschermittwoch auch in erzkatholischen Landen in Bierseligkeit und Blasmusik verfallen. Doch Merkels Ansprache auf der CDU-Veranstaltung in Demmin war Realsatire von nie geahnter Qualität. Man mag es verzeihen, dass der Nordostdeutsche selbst an Aschermittwoch noch Karneval feiern möchte – aber jeder Aussage der Parteivorsitzenden einen Büttenredentusch folgen zu lassen?

Was die CDU mache, dass„ ist die Politik der sozialen Marktwirtschaft! (Tätä! Tätä! Tätä!)“ Ich musste mich vor Lachen kringeln. Endlich einmal werden ihre Aussagen genau ins rechte Licht gerückt. Büttenreden zu halten, das hat Merkel offensichtlich drauf wie sonst Niemand. Hätte man ihr gar nicht zugetraut. So sei Helmuth Kohl einst wegen seines Ausspruchs über blühende Landschaften im Osten zu Unrecht verlacht worden. Sie dagegen wolle klarstellen, „wir [von der CDU] haben doch blühende Landschaften geschaffen! (Tätä! Tätä! Tätä!)

Ich hätte nie gedacht es einmal zu sagen, aber Merkel – you made my day. Vor allem mit ihrem Dank an den Ex-Verteidigungsminister, der ja herausragende Arbeit geleistet habe (Tusch!). Dabei wollte sie sich abermals von Gerhard Schröder, Trittin oder den Grünen nicht über Anstand und Moral belehren lassen. Nun weiß ich zwar nicht, ob Schröder jemals Jemanden über Moral und Anstand zu belehren versucht hat. Aber Frau Merkel – was sagen sie eigentlich den vielen Parteilosen, die ihren laxen Umgang mit Lügnern und Betrügern recht befremdlich finden? Wohl folgendes: Die CDU ist eine Partei, die für Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Werte eintritt – TäTä! TäTä! TäTä!

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