U-0-815

Beide Diesel schweigen. Der Lagewinkel stimmt, die Fahrt ist abgenommen und es nicht weit dorthin. Ein satter Schuss, ein voller Treffer. Mit lautem Knall geht es hinab. Naja, paar Stunden dauert’s schon, wenn so ein großer Kahn versinkt. Bis unten auf den Grund hört man Metall sich biegen und die Atemluft entweicht – nach oben. Immer wieder sieht man hier und dort die Piepels an die Oberfläche schießen, wie Korken in nem Regenfass. Dann zappeln se, sie winken, schreien was von Hilfe und von Gott. Doch nicht zu lang. Die Kälte hat so schnell Erbarmen mit den armen Seelen. Von hier schaut schließlich alles gleich sich an: Ist das ein Kopf, ein Fass? Uns ganz egal, wir machen klar zum Tauchen. Mit aller Kraft voraus, so lang die Luft noch frei von Brummern ist. Die kommen schnell, wenn nur der erste Pott versenkt, und gucken ob wir nicht so blöd sind Rettungsboote abzusetzen. Blöde sind wir nicht. Ne halbe Minute braucht’s, dann sind wir unsichtbar und still. Dann machen wir uns auch hinab und hören nichts als leises Summen der Motoren und manchmal wie ein kalter Körper an die Bordwand schlägt.

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rau

Urbanes Wohnen, modernes Leben. Prekäre Gefühle an den Randzonen der Stadt. Man reibt sich an den rauen Wänden, der Wärme wegen wäre ich gerne ein Mensch geworden, was immer das noch heißt. Zwischen Einkaufsalleen und Flaniermeilen suche ich meine Gedanken zu ordnen, doch nicht einmal die Straßenführung hier hat klare Linie. Mir kommt was Feuchtes in die Augen, manchmal. Dann denke ich daran, dass ich mich nicht erinnern kann, wann ich das letzte Mal empfunden habe. Was es auch war. Hier spielt Empfindung so wenig seine Rolle, wie Ich trinke jeden Tag. Rituale, die durchs Leben führen strukturieren das, was übrig ist von mir. Das ist nicht viel. Das macht es leicht.

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Wochen Ende

Moralischer Ekel eigenen Angaben folgender moralischer Ekel widert mich an. Letztlich jedoch, bin ich milde gestimmt. Betreibe Schlussverkauf. Entleert. Freigeräumt. Einen Absacker noch, vom frischgepressten Schierling. Die Hände auf dem Bauch gefaltet, die Hoffnung auch, gürte ich meinen Hals. Liebe ist kein Bindemittel, was das Leben angeht. Hat mir nie etwas anderes gebracht als Geschwüre, Nekrosen der Seele. Aber bald ist wieder Jahrmarkt, Freakshow inklusive. Ich lege mich in Weingeist ein, vorsorglich. Wenn auch keine Attraktion, so doch zumindest Kuriosum – dazu tauge ich recht gütlich.

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Melatonin

Es sind schon gewisse Menschen, die nachts arbeiten. Langzeitstudenten, Außenseiter, Hängengebliebene. Wenn wir die Halle betreten ist es ebenso hell wie beim Feierabend um 6:00. Bier im Sonnenaufgang – kann gar nicht so gut klingen, wie es schmeckt. Der Tag bleibt unstrukturiert, die Nacht ist eliminiert. Kein Platz für Romantik. Und doch, man denkt daran, während man den Staub einatmet. Der Körper stellt sich darauf ein, kotet nach Feierabend ab, oder vor der Stechuhr. Wie alle anderen benötigt man ja einen Job um nicht herum sitzen und sich fatale Gedanken machen zu müssen. Man braucht banale Gespräche, um sich nicht einsam zu fühlen. Über Sinn darf man gar nicht erst nachdenken, der Lebenserwartung wegen. Wie viele Etiketten habe ich heute geklebt? Meine Hände haben nicht mitgezählt, meinem Kopf habe ich das längst abgewöhnt. Ich sehe gar nicht mehr hin. Ich kaue Kaugummi, bewege mein Kinn, nickende Bewegungen. Keiner stört uns, es ist ja noch lange nicht Zeit aufzustehen. Was man eigentlich braucht, in erster Linie, ist Geld. Oder jedenfalls hat man mir das gesagt. Irgendwann vor einigen Jahrzehnten gab es noch Lohntüten. Heute geht die Kohle aufs Girokonto. So wie man kein produktives Ergebnis seiner Arbeit sieht, bekommt man auch den Lohn nicht mehr zu sehen. Ein Phantasiebetrag, gedruckt in liniertes Papier. Hau’s raus. Alle hier rauchen, Drogen werden heimlich nur genommen. Die Arbeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang ist eigentlich eine recht junge Errungenschaft der Menschheit. Warum hätte man sowas auch tun sollen? Wer hätte sowas tun sollen? Wir räumen Regale. Ich bewege Stückgut. Mich bewegt nichts mehr. Absolute Arbeit, jedoch mit vielen Ruhetagen. Man sucht noch Leute, für Mittwochs vor allem. Ich suche auch noch, doch nicht nur für Mittwochs. Bisher hab ich noch nichts fallen lassen. Die Fehlerquote ist nachts nicht höher als am Tage. Nur gesprochen wird leiser und weniger Witze reißt man. Das ist ganz normal. Gott! Ein Schnaps wär jetzt genau das Richtige für diese letzte Stunde vor der Sonne. Wenn alle Augen Feuer dürsten in dem Staub der längst vergessenen Warenposten und die Nacht noch auf den Fenstern liegt. Helios, Dionysos, ein Götterfunke nur und es wird Licht.

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Twittern heißt: Viel zu Wenig sagen.

Überzeugen sie sich selbst.

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