Dienstag (1)

„Zinkmann? Sind sie das?“ Er war es, verstand jedoch nicht, woher dieses Gebüsch seinen Namen kannte. „Zinkmann! Sie schickt der Himmel.“ „Professor Polkmann?“ „Ruhig doch! Ich bin recht inkommensurabel situiert, momentan – Ich benötige ihre Hilfe.“ Zinkmann trat an den sprechenden Dornbusch heran, um sich der Authentizität seiner auditiven Reize zu versichern. Inmitten einer Weißdornhecke fand sein Blick tatsächlich seinen Siezfreund Prof.Dr.Dr. Wilhelm Polkmann mit von Abschürfungen lädiertem, bloßem Oberkörper und inmitten einer beträchtlichen Ansammlung verschiedener Spirituosenflaschen, deren Inhalt aber auf nicht allzu mysteriöse Weise verschwunden war. „Entschuldigen sie, wenn ich diese Frage wieder einmal stelle, aber was…“ „Vexieren sie mich nun nicht mir ihren Fragen, Mann. Zur Hülf! Ihre Jacke.“ Zinkmann blickte an sich herunter, sein ausgemergeltes Jackett würde der Größe dieses Mannes kaum gerecht werden. Dennoch streifte er es ab und warf es in die Hecke. Diese begann sich unter kaum merklichem Rascheln zu bewegen und dabei leise, aber deftig zu fluchen. „Benötigen sie sonst noch etwas?“ erkundigte sich Zinkmann. „Ihre offensichtliche Amüsiertheit jedenfalls – mitnichten!“, blaffte es aus der Hecke. Nun erhob sich sein Jackett aus dem Strauch und kämpfte, mit prüfenden Blicken nach links und rechts, den Weg zur Straße hin frei. Der Professor brachte mühsam das Haupthaar in eine gewisse Form, dann klopfte er sich Staub und Weißdorn vom Körper. „So langsam komme ich um eine leichte Sorge nicht herum, Herr Professor, immerhin ist heute Dienstag.“ Polkmann wendete seinen verständnislosen Blick auf den Studenten. „Dienstag? Sonst haben sie keine Sorgen, als dass der Kalender heute einen von sieben möglichen Tagen zeigt?“ „Nun, wenn sie denn allesamt deckungsgleich wären, aber schließlich ist Dienstag ein sogenannter Werktag – einer der vorderen noch dazu.“ „Aha, dann hoffe ich, sie sterben an keinem Montag, Zinkmann, sonst verdirbt ihnen das noch die ganze Woche.“ So würgte Polkmann die Diskussion ab, kramte mühsam einen blauen Inhalator aus der Hosentasche und nahm einen tiefen Zug. Seine Augen strahlten. „Frisch ans Werk, Zinkmann! Immerhin ist Dienstag, der Wochentage fast zuvorderster!“ Sprach’s und stampfte energisch die Straße hinab. Zinkmann blickte ihm nach. Bedächtig nahm er eine Zigarette aus seinem Etui und klopfte sie ein paar Mal auf den Deckel. „Zum Seminar geht’s dort entlang, ihro Magnifizenz.“

Veröffentlicht unter Fortsetzung folgt | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Siel XVII

Fatale Weltsicht. Wenn Herr Siel auch zu spät geboren worden war um die 68er mitzuerleben, so beeinflussten ihn Slogans wie „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ doch nachhaltig.

Veröffentlicht unter nun zu etwas ganz anderem ... | Verschlagwortet mit , | Ein Kommentar

Für ein Dankeschön bedarf es keiner Bitte.

Hirn revoltiert. Herz streikt. Geballte Fäuste schnitzen grobe Zeichen ins Papier. An Schreiben ist hier nicht zu denken. Seien sie solidarisch, schweigen sie mit.

Veröffentlicht unter Marginalien | Verschlagwortet mit , | 3 Kommentare

Durchgesehene und revidierte Fassung

Da das Provisorium Grundgesetz nun langsam ins Rentenalter kommt, sollten wir langsam überlegen, uns endlich eine richtige Verfassung zu geben. Schließlich hat selbst der Irak mittlerweile eine. Wenn man schon dabei ist, sollte man sich vielleicht etwas realistischere und der aktuellen Lage entsprechende Artikel ersinnen, die jedoch bereits heute in die Zukunft verweisen. Vorschläge meinerseits mit der bitte um Ergänzung:

§1. Die Währung der Bundesrepublik Deutschland ist der deutsche Euro.
§2. Die Dummheit des Menschen ist unantastbar.
§3. Würde kann man weder anfassen noch zeichnen, aber schön, dass wir uns drauf einigen konnten.
§4. Was du nicht willst, das man dir tu, dagegen gibts Anwälte und Lobbyisten.
§5. Eigentum verpflichtet dazu, es unangetastet vermehren oder verschwenden zu können.
§6. Die verfassungsgemäßen Rechte, wie meinetwegen Meinugns- und Pressefreiheit, gelten uneingeschränkt insoweit sie nicht von §2 oder §7 beschränkt werden.
§7. Die Macht liegt bei den Monopolisten, u.a. beim Staat, der u.a. das Monopol auf Rechtssicherheit inne hat.
§8. Für Änderung an der Verfassung ist midnestens eine Gebühr von 100 € zu entrichten

Veröffentlicht unter aktuelles, Allgemein, Minima Memoralia | Verschlagwortet mit , , , | Ein Kommentar

keine Sentenz

Mein Herz, es hämmert Schlag auf Schlag auf Schlag. Wozu braucht er so viele Nägel nur, mein Sarg? Tag für Tag für Tag hämmert das Leben Nägel mir ins Herz, bis ich den Lärm nicht mehr ertrag und die Pointe setze unter diesen schlechten Scherz.

Veröffentlicht unter aktuelles, Autolyse, Autopoiesis, in aller Kuerze, Schreibblockade | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar