Arkadiens Kohl

Ich nahm die Weisung auf das andre Leben,
Ewigklar und spiegelrein und eben
Und mein dummes Herz blüht auf,
duldet mutig, so als wüsst‘ es nicht:
Wollust ward dem Wurm gegeben

Junger Mensch irgendwo, in dem etwas aufsteigt,
Von der Freiheit gesäugt
Nichts kann ich dir als diese Weisung geben
das Gefühl: Gott selbst ist tot.
So rette das eigene Leben!

Wie ein Käfer, auf den man tritt,
so quill aus dir hinaus
denn in der Tiefe nur brauset es hohl,
und egal wie viel er litt
auch vor Werthers Haus
blühte der Kohl

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Imperative

Steck dir die Finger in die Ohren, höre es dröhnen. Horch danach, es vertreibt die Gedanken. Konzentrier dich darauf, spüre den Puls; spür wie dein Herz dich schlägt, immer und immer wieder. Gib dich dem hin, es vertreibt die Gedanken. Beiß dir auf die Lippe, wenn nötig: Schmerz, stechend, leicht. Roll dich zusammen, so klein wie du kannst, krümme auch die Füße. Da liegst du ganz in dir und um dich rum ist gar nichts mehr als Puls, als Schmerz und Dröhnen;
schlaf.

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Christliches Abendland

Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr gabt mir nicht zu trinken. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich wurde vertrieben, ausgebombt, erschlagen und ihr habt weggesehen. Ich habe geweint und geschrien, ihr habt weggehört. Ich bin fast ertrunken und ihr habt mich ins Gefängnis gesteckt. In euren Stacheldrähten bin ich verblutet.

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Reisefieber (Finalphase)

Auch das Aufdecken
oder sich Entkleiden
ist häufig zu beobachten,
was Angehörige sehr irritiert,
wenn der Sterbende ohnehin schon kalte
Extremitäten hat und sie eher versuchen,
ihn mit warmen Decken, Socken und Wärmflasche
„aufzuheizen“.

Eine Erläuterung hilft auch hier
zu mehr Verständnis:
Das Abstreifen der irdischen Hüllen
kann eine symbolische Handlung sein,
ähnlich der Symbolsprache Sterbender;

der Mensch kommt nackt auf die Welt
und will sie auch nackt
wieder verlassen.
Das Akzeptieren eines solchen Anblicks ist natürlich
eine Herausforderung an das, was wir als
würdig
empfinden.

Ein Kompromiss
kann eine leichte Decke sein,

die man dem unbekleideten
Sterbenden
überlegt.

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Da

du bist da
ich denk an nichts
und doch an dich
ich höre nichts
doch deinen Klang

in mir
ganz leis

du weißt es nicht
und wirst es nicht
ich bin allein
und bleib allein
wie ich es immer war

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