Tagebuch (verwitwet)

Ich laufe auf Miseren – eigentlich ganz gut. Mit neun atü im Kessel und Doppelkorn im Blut. Mein Hirn klebt an den Sternen, mein Arsch schwitzt am Klosett. Ein Sextett der Affären – bloß Schwachsinn gibt noch Mut. Die Welt glänzt gold von Fett. Ich trug denn Müll hinaus, hinein. Ich ließ das Denken sein, Schluss aus. Der Waidmann Losung nennt, was man als Scheiße kennt. Wer da an Liebe denkt – hat’s raus.
Soviel zu Wunsch und Sehnen, zu Grablegung und Sinn. Ick stoh mit bieden Beenen dor in.

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Der Gourmet

Das Verlieren lässt sich nur genießen, wenn man versucht es zu vermeiden. Dann aber, schmeichelt es. Bestätigt die Weltanschauung, hat man erst die passende. Ich bin ein Gourmet. Nehme kleine Bissen, nicht zu große Schlücke.
Luxus heißt vergeuden zu können. Was Wert hat, einfach wegzuwerfen. Ich lebe das Verschwenden. Was mir wichtig ist, gebe ich ab. Stück für Stück, mit jedem Versuch, es zu erhalten.

Lass los, was du begehrt. Und wird es draußen grün. Egal, wie sich’s verfärbt. Nimm hin.

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schade, eigentlich


So’n Mann wie ich
ist eigentlich.
Er träumt Sie nur
in Worten.
Nicht fasst er Sie,
noch zeigt er ihr,
das Wir als
Utopie.
So’n Mann wie ich
ist schade,
eigentlich.

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Frühling (gewidmet)

Mir sprießen wirre Reime,
Herzverwesungskeime,
ein Sichelmyrtensang.
Es grünt an meinen Haaren.
Mit dreiundzwanzig Jahren,
da fing das Sterben an.

Ich rauchte zuviel Benn,
und hab mich blau gesoffen,
mit Schillern lernt ich’s Hoffen,
mit Jünger schmiss ich’s hin.

Der Satzbau ist zerstört,
die Form ward mir zerschunden,
kein Vers der mir gehört. –
Wohl gar nicht meine Wunden,

Geschlagen von der Zeit,
Vom Weib und Eitelkeit.

Nun sprengt der Mai ins Haus.
Es wuchert drin und draus,
von frischen, roten Wangen,
ein Pflaumenmusverlangen,
treibt mir die Loden aus.

Komm, gehn wir in den Zoo!
Dort füttern wir Lemuren –
ich blick an deinen Kurven:
Vorbei,
vorbei.

Wie soll’s nun weitergehn?
Was ist mit mir geschehn?
Der Frühling kommt;-
/du gehst,
und lässt mich qualmend stehn.

Ist das nun mein Ende?
Oh weh.
Ja, ne.
Ich schweife durchs Gelände,
ich ringe meine Hände,
und falte neuen Schnee.

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er trägt

lesen, was keiner liest,
schreiben, was keiner liest,
leben, was keiner liebt,
lieben, was keinen liebt

ertragen, was keiner trägt

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