Dem Land

All das liegt brach.
Die Worte blind, die Wunder ohne Zeichen
Dem Land wird keiner Früchte mehr entreißen
In Trümmern, hinterm Stacheldrahtverhau
Feilscht nun der Geist der Meisten
Was ihm kein Preisschild je verrät
Muss abwärts bleiben
schweigen
Und den Atem leisten
Zu wenig wert und viel
zu spät.

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Brotkrumenkunst

Jetzt seit langem mal wieder etwas in eigener Sache. Da mein kleines, recht unauffindbares Weblog wohl der falsche Rahmen ist um themenbezogene Texte zu veröffentlichen, schreibe ich diese seit Neuestem und leider exklusiv auf Suite101.de. Das hat für mich den Vorteil, dort im besten Fall sogar Tantiemen für etwaige Werbeeinnahmen zu erhalten. Dabei verbleiben die Rechte an meinen Texten bei mir. Seien sie aber unbesorgt: Meine ansonsten ganz und gar brotlose Kunst werden sie hier auch weiterhin werbefrei konsumieren können. Die Suite101 Veröffentlichungen sollen, wie gesagt, eher sachlich, leichter verständlich und unterhaltsam werden. Bester Webjournalismus also. Zwei Gründe veranlassen mich dazu, an dieser Stelle darauf hinzuweisen: Ich würde mich freuen, wenn auch einige meiner üblichen Leser an meinen dortigen Artikeln Gefallen finden würden. Weiterhin ist dort bisher noch keine Kommentarfunktion eingebaut, weswegen etwaige Nachfragen nur im Rahmen dieses Blogs geklärt werden können. Sie als Gonzosophie-Leser haben somit quasi einen Premium Zugang. Als Entschädigung könnten sie sich ruhig mal für die eine oder andere Werbeanzeige interessieren. Aber bitte auch nicht zu sehr – ich will ja nicht des Klickbetruges beschuldigt werden!

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Bahnhof

Disteln wuchern zwischen aufgesprengtem Asphalt, verrostetes Eisen daneben und darunter Balken, mit Bolzen an die Erde geschlagen. Augen liegen verschlafen darauf und tasten sich vor zur perforierten Schalterscheibe. Dies ist der Bahnhof – erbaut von Menschen für Maschinen. Nur ein paar hölzerne Bänke haben sie sich gegönnt, fest in die Mauern geschraubt.
Bölke steht an der Begrenzung, die mit Neon beschienen wird wie alles hier. 18 Stunden am Tag fahren die Züge, 8 pro Stunde auf 6 Gleisen. Selbst die Fahrgastzahl bleibt gleich, versteht sich von selbst. Sonst könnte man auch den Schaffner fragen. Menschenmüde schrägt er neben den stehenden Waggons. Für ihn bedeutet dieser Ort nur etwa 20 Minuten seines Tages. Ein Name wie all die anderen. Auswendig weiß er sie zu sagen: Lünen, Borghausen, Esch.
Nichtssagende Punkte auf Linien, die das Land zergliedern. Bölke sieht auf den Plan, der öffentlich aushängt. Einer dieser Züge nennt sich Metronom. „Passend“. Doch dann tut jemand einen Seufzer. Ein Clown – große Schuhe, Blume am Revers und Schminke unter den Augen. Er setzt seine Mütze ab und fährt sich durch die krausen Haare. Eine Reise tun. Nur weg von hier. Von diesem Ort wie all die anderen; monoton und schlecht bestückt mit immer gleichen Plastikbeschilderbäumen. Zeitschriftenregale dort. Bier gibts überall.
Es zischt und hält sich an. Blutet Menschen in die Masse, die am Bahnsteig steht. Doch bleibt für kurz ein Stück von Ziel und weit, weit weg. Bölke steigt ein. Er sieht in jedes Eck und öffnet jedes Fach. Dann nimmt er leere Dosen aus dem Müll. Behutsam legt er sie in seine große Tasche. Es bleibt ihm nicht viel Zeit an einem kleinen Bahnhof so wie diesem. Es ist erst Dienstag und die Woche tief.
Längst zu spät, macht jeder nur, was ihm zu tun gegeben ist. Und hieß es auch, man nimmt sich einen Strick zum Hals. Doch sehr daran gewöhnt ist man, zu leben. Deshalb kommt alles, wie es kommen muss.
Glasflaschen bringen nichts, die sind das Tragen kaum nur wert und Bölke dafür sich zu schade. Sonst eigentlich ein guter Job, manchmal findet man auch Sachen andrer Art im Polsterspalt, ganz hinten im Waggon. Die Menschen sind hier recht vergesslich und ihre Hast dem Orte angemessen.
Ein Zug kommt nie zu früh, braucht stets zu lang. Weshalb dient er so oft als schmutzige Metapher? Bölke lacht über sich selbst. Ja schlau zu sein, intelligent, kann sich nur wünschen, wer selbst dumm ist. Dumm zu sein kann sich nur wünschen, wer selbst dumm ist. Und so hat jeder jederzeit sein Unglück in der Hand.
Der Zug fährt an. Bölke vergeht das Grinsen. Zu langsam – selbst für das hier ist er es und lachen kann schon wieder nur der Schaffner: „Teures Hobby ham‘ se da.“ Er hat wohl Recht.

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Unruhe

Mich klagt die Stille an: Warum nur sprichst du nichts?
Mich klagt die Starre an: Warum nur machst du nichts?
All diese Klagen jagen mich aus tiefem Schlaf. Alle jene Fragen stellt mir, was nichts sagen darf.
Es ist kein Wissen, was Gewissen ist. Jedoch gewiss, da mich der Zweifel frisst.
Und da sie stets in Ewigkeiten misst, trotzt nur die Liebe noch.
Noch.
Dann folgen lose Seiten, leere Zeiten.
Dafür muss stille Starre mich bereiten.

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Frühling

Tiri Tira, die Weiber sind zum Vögeln da,
die Welt heißt das zu nutzen.
Tiri Tiraun, bloß Denken schlafft den Hosensaum,
verflüssigt jäh den Stutzen.
Die Felder tauen, es spannt der Hahn
sich wacker vor die Kammer.
 dieu, ihr Frauen, mir grient der Wahn.
	Ich schieß mir in den Kopf.
		Mit einem Minié!
		Geladen wird’s von vorn,
		Mit Pulver und mit Horn,
		solch Ende tut nicht weh.
	Da geht ein armer Tropf.
Trara, Palim, dass ich am End zufrieden bin,
so bar von jeder Scham,
das überrascht.

Doch horcht! Wer spricht  so leise durch die Kammertür?
Wer flüstert nur durchs Schlüsselloch und wagt sich nicht herfür?

Ein Dämon, der den Zweifel wagt, von Anstand und von Sitte,
ein Geist, den jähe Reue plagt, das Wissen um die Mitte,
die, sagt man, gutes Leben prägt, und Rettung sei der Seele;
nur all zu schwer erreichen kann, dass man sie nicht verfehle.

Ein Wahn ist es, der Reden glaubt, von Ordnung und von Sinn,
von einem Grund des Lebens spricht, so tief und so weit hin,
dass er als steter Horizont am Ende dieser Welt,
und jener mächtgen Sonne gleich, das Innerste erhellt.

Ich kenne dieses Hoffen auch, ich weiß um jenes Licht,
einst blendete es mich selbst, drum misse ich es nicht.

Und wenn du noch geblendet bist und dich dein Sinn belügt?
Wenn dich die andre Hoffnung nun statt dem von Neuem trügt?

Ein Hoffen ist’s, ich leugne nicht, denn Hoffnung trägt die Welt,
doch weder Glaub noch Sinn ist es, was diese Hoffnung hält.
Ein Ende bloß, kein Zugewinn, ist mir nunmehr zum Ziel,
verlangt man Nichts und Niemanden, so will man kaum zu viel.
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