Aus dem Abseits.

Momentan bin ich ja etwas weg vom Fenster. Dennoch kulminieren aktuelle Ereignisse, wohin man blickt. Ein ehemaliger Postchef bekommt anscheinend 20 Millionen an Pensionsansprüchen nachgezahlt. Warum auch nicht? Er hat ja kein Geld veruntreut und solche Pensionen werden in seinem Berufsfeld durchaus als „angemessen“ angesehen. Ein SPD-Abgeordneter, Parteisachverständiger für neue Medien und Kritiker der Internetzensur unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Kinderpornographie wird politisch kalt gestellt wegen des Besitzes eines einzigen einschlägigen Photos. Der Fund dieses Fotos geht schon durch die Presseticker, bevor die Haus- und Bürodurchsuchung überhaupt abgeschlossen worden ist. Kein Wunder, dass so viele Verschwörungstheorien kursieren, wenn die Realität ihnen solche Steilvorlagen gibt. Zuguterletzt erschießt ein vormals völlig unauffälliger Absolvent einer Realschule ein gutes Dutzend Menschen. Was nun daran wieder besonders auffällig ist, dass er anscheinend gar nichts auffälliges an sich hatte, nach dem man nun händeringend sucht. Ankündigung im Internet – gemeldet und dementiert. Psychotherapie – gemeldet und dementiert. Wo sind die Killerspiele? Wo sind Photos von Adolf Hitler? Sicher hätte man die schon vor Abschluss der Hausdurchsuchung in der Presse gezeigt, wenn sie denn da gewesen wären.

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Darum

Kausalketten sind so schwer durchschaubar. Man muss z.B. erst wieder das Nichtrauchen aufgeben, um den Bolzplatz gleich um die Ecke zu entdecken. Denn ohne triftigen Grund, wie etwa die Abbrenndauer einer selbstgedrehten Zigarette, geht man doch wohl kaum einmal durch die innerstädtischen Begrünungen nahe vielbefahrener Mehrspurstraßen. Nun stehe ich hier mit meinen Fußballschuhen in der Hand, die nebenbei um mehrere Jahre älter sind, als ich. Das ist Kausalität. Umso fragwürdiger wird diese, wenn man sich einmal vor Augen führt, dass ein alter Knabe wie ich solche Leute wie Bob den Sponge, Patrick den Seestern und Shaun das Schaf in seinem Bücherregal stehen hat. Ersterer kann sprechen, letzterer laufen. Zusammen sind sie ein volltauglicher Sozialkontakt. Hilfreich bei meinem kärglichen Einsiedlerdasein. Dennoch ist keine dieser Figuren auch nur annähernd so alt wie meine Fußballschuhe oder mein Rücktritt vom aktiven Ballsport. Anders gesehen, als ich in dem Alter eines gewöhnlichen Spongebobanschauers war, hat mich Solcherlei weit weniger interessiert als beispielsweise Fußball. Dies kann nun jedoch auch die altersschwache Erinnerung eines Mannes sein, dessen einzige Ansprechpartner mit Plüsch überzogen und dem billigen Imitat eines Daunenersatzstoffes gefüllt sind. Nicht das ich nachgesehen hätte. Die inneren Werte seiner Freunde bleiben einem ja oft verborgen, bis sie plötzlich zu den ungelegensten Zeitpunkt damit herausrücken. Innereien stinken halt. Muss man sich mit abfinden.

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Freundeskreis

„Freunde kann man sich aussuchen, Familienmitglieder nicht“ – gilt für wahr, gemeinhin. Aber ist das auch so? Wenn ja, wieso macht mein Freundeskreis einen so wahllosen Eindruck? Da ich auch sehr langanhaltende Freundschaften aus der Kindergartenzeit unterhalte, kann es nicht allein an meinem langjährigen Alkoholkonsum liegen, der den meisten Freundschaften das Fundament bot, mithin Vorbedingung für jeglichen weitergehenden Sozialkontakt meinerseits war und ist. Ich traue niemandem, der weder raucht noch trinkt. Und doch stellt dies keine wirksame Prävention gegen plötzlich auftretende Diskussionen um Badmintonclubs und Berufsunfähigkeitsversicherungen dar. Verstehen sie mich nicht falsch, Geld ist schon was tolles, auch sehe ich mir gerne Sport im Fernsehen an. Aber kennen sie auch nur einen imposanten Geist, der sich zu Lebzeiten durch sportliches Treiben oder das Ansparen von Unsummen auszeichnete? Kafka mit einem Federballschläger; Rousseau und Staatsanleihen – schwer vorstellbar. Ich glaube auch nicht, Sartre und Camus wären sich jemals zufällig in einem Hallenbad begegnet. Das ist Vergangenheit. Zum Vorbild taugt heute wohl nur Beckenbauer. Wie dem auch sei, vielleicht liegt es an genau diesem Schwadronieren, dass ich mir keine besseren Freunde aussuchen konnte und kann. Folglich werde ich wohl zeitnah mit derlei modischem Gesindel vorlieb nehmen müssen, denn leider lesen sie äußerst ungern meinen Blog. Verstehen sie, was ich meine?

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Kaltakquise

Von jedem Arbeitsplatz hinaus zur Straße sind es nicht mehr als ein paar Fuß. Meist geben sie dir gar ein Fenster drauf und nennen das gesund nach ihrer Logik. Wie obszön ist das, sich seiner Zeit enteignen lassen, nur um dabei mit zu zählen. Was ist der Mensch, was soll er sein; was ist er wert? Klimper, Klimpergeld die Stunde. Dort sitzt du dann und um dich Hunderte, die keiner kennt, weil das nichts bringen würde. Würde.
So geht ein Tag und kommt genau so wieder. So kommt ein Jahr und geht vorbei. Wann endlich wirst du fertig sein und habhaft aller Dinge derer wegen du dein Leben hast verkauft? Was gibt es dann wohl noch zu tun für dich, worauf das Warten sich gelohnt?
Erde, Ruhe, Tage?

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Siel XVI

Fatale Weltsicht. Nachdem er alle anderen Phobien durch Konfrontationen überwunden hatte, machte Herr Siel sich schließlich daran, auch seine letzte Angst mit einer Kontakttherapie auszukurieren.

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