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So kann es bleiben, wenns auch noch richtig spannend wird…

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Zur Sache selbst

„Nach Artikel 15 können Grund, Boden, Naturschätze und Produktionsmittel in Gemeineigentum überführt werden. Der Artikel kam noch nie zur Anwendung. Er wurde vor allem in den frühen Jahren der Bundesrepublik diskutiert, als es darum ging, in welche Richtung sich die Gesellschaftsordnung entwickeln sollte.“ (tagesschau.de)

Besagter Artikel zur Enteignung wurde damals nicht nur diskutiert, er wurde offensichtlich ins Grundgesetz aufgenommen und gehört damit zu unserer „objektiven Wertordnung“. Dass die Bundesrepublik in ihrer Entstehung viel mehr sozialstaatlich gedacht war, als man sie heute denkt, ist ein offenes und gern totgeschwiegenes Geheimnis. Gerade eine christsoziale Unionspartei, deren linker Flügel damals für einen Sozialismus mit christlichem Antlitz eintrat, wollte davon lange Zeit nichts wissen. Umso erstaunlicher, dass unter Beteiligung eben dieser Partei eine solche ursozialistische Forderung abermals in einer Regierungskoalition ausgearbeitet wird. Letztlich stellt sich die Frage, warum bei Kapitaleigentum nicht recht sein soll, was im Falle von Privatsphäre, Landbesitz oder Geburtshaus nur billig ist. Neben der erst kürzlich zaghaft beschnittenen Steuerfreiheit genießen Kapital und Einkünfte aus selbigen in diesem Land wohl eine ganze Reihe von Privilegien, die eine Kapitalenteignung so obszön erscheinen lassen.
Dass also in den „Wir sind die Mitte“-Parteien ein neokonservatives Tabu nach dem andern fällt (Subventionen, regulierte Finanzmärkte, staatliche Mitspracherechte usw.) kann eigentlich nur begrüßt werden. In lautes Hurrah-Geschrei lässt sich dennoch nicht verfallen. Warum? Nicht einfach, weil es eine momentane Krise zu bewältigen gilt, sondern weil diese Verstaatlichung nur der dem Bürger am leichtesten zu plausibilisierende Weg ist, Milliardenbeträge in ein Unternehmen zu stecken, das nur wenige hundert Arbeitsplätze aufrecht erhält. Nebenbei entschädigt (im wahrsten Sinne) man auf diesem Wege noch Aktionäre, deren Anteile marktwirtschaftlich kaum mehr wert sind als Komforttoilettenpapier. Diejenigen Aktionäre, die ihre Papiere marktgerecht zu einem Konkurspreis abstießen, können sich hernach nur über Dummheit ärgern. Wessen Dummheit , das bleibt die Frage.

Das bleibt die Frage in einem Finanzwirtschaftssystem, dass uns in den letzten Jahren äußerst wirksam weißgemacht hat, dass staatliche Unterstützung vollkommen unsicher sei und man anstatt auf eine staatliche Rente zu setzen lieber einer privatwirtschaftliche Altersvorsorge vertrauen sollte. Diese sei krisensicherer und renditefreudiger. Was davon zu halten ist, sehen wir nun gerade bei den ehemaligen Zugpferden der privatwirtschaftlichen Renditenproduktion – sie sollen in sog. staatliche „Mobilisierungsfonds“ überführt werden. Dass bei kränkelnden, hilfesuchenden Unternehmen trotzdem noch Gewinnausschüttungen stattfinden, ist kaum verwunderlich. Gewinne wurden ja auch lange Zeit erwirtschaftet, schließlich sind weder Konzernzentralen noch Luxusyachten ihrer Insassen mit reiner Phantasie bezahlt worden. Wer sie allerdings bezahlt hat, das erraten sie schnell, wenn sie in den aktuellen Bundeshaushalt hineinsehen.
Und so muss man auch nicht lange raten, wer zukünftig die Rentenversicherung derjenigen zu zahlen hat, deren Rentenversicherer innerhalb der Pustefix™-Blasen der nächsten 40 Jahre zerstäubt. So die Weltwirtschaft will wohl derselbe, der sie in den letzten 40 Jahren bezahlt hat. Das hätte man aber doch auch so haben können, ohne Konzernzentralen und Luxusyachten. Die Opel fahrenden Beamten in ihren muffigen Amtsstuben haben wenigstens schon 20 Jahre vorher erkannt, dass die Rente in ihrer bisherigen Form auf massive Probleme stoßen wird. Die Yachtfahrer wollen es immer noch nicht wahr haben, ein halbes Jahr nach Beginn der massiven Probleme. Warum auch? Es ist ja nicht so als hätten sie abseits außerplanmäßiger Spesenreisen größere Schwierigkeiten zu erwarten.

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Halt

Ein Mann zweifelhafter Gesinnung, aber unumstößlichen Rufes saß an einem Tresen und trank. Das tat er nicht sehr häufig, aber regelmäßig. Draußen auf der Straße stand ein Kind, es wickelte ein Bonbon aus Stanniolpapier aus und steckte es sich in den Mund. Dann ging es ein paar Schritte, um das Papier in einen Mülleimer zu werfen. „Das ist der Staat“, dachte der Mann. Hörbar schlürfte er den letzten Tropfen Filterkaffee aus der Tasse. Ihm gegenüber saß ein Pärchen, der Mann sehr grob. Schlag jemandem in die Fresse, dachte er, und sie lieben dich. Doch was Frauen lieben, darüber konnte er nur Mutmaßungen anstelllen. Was er besser wusste war, was sie nicht liebten: Gedichte, Briefe, damit gewinnt man keine Herzen. Er klappte seine Kladde zu. Mehr erreichte man seiner Meinung nach, führe man sie einfach mit einer Karre über den Haufen. Nur gut erklären musste man es können, anhand der Augen, mitunter. Sein Auto war kaputt, eine Frau war hinein gefahren. Allerdings nicht, um damit etwas bei ihm zu erreichen. Gestern saß er deswegen in einem Zug, am frühen Morgen völlig besoffen. Logos est quatsch, sometimes, hatte er da gedacht. Ein Abteil für uns allein, ein Rucksack voller Bier und die aufgehende Sonne. Dafür ist man nie zu alt, nie zu fertig. Er kramte in seinem Portemonnaie und fand einen kleinen Schein zwischen alten Kassenzetteln und Pfandbelegen. Manchmal fragte er sich, wie andere Leute persönliche Photos in ihrer Börse mit sich herumtragen konnten. Jetzt allerdings dachte er nicht daran.

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In die Jahre

Als ich noch jung war, da brauchte ich nur Papier auszulegen um die Zeilen, die Verse aufzusaugen, die sich aus mir ergossen. Doch zu was für einen Menschen hat mich das gemacht? Es ist ja nicht so, dass einen bloß die äußeren Umstände in eine Rolle drängen. Und wer sonst wechselt seine Bettlaken höchstens einmal der vielen Tintenflecken wegen? Nun drängen die äußeren Umstände schon länger dazu, die bisherige Rolle abzulegen. Wieso auch nicht? Mit dem Alter fällt es immer schwerer, dem Papier noch ein paar Wörter zu erpressen. In jedem Tropfen schmeckt man alte Zeiten wieder, glücklich machen sie einen nicht mehr, zeigen sie doch wie verdorrt man mittlerweile ist. Trotzdem, die Rolle seines Lebens legt man schwerlich ab. Schon gar den Stift nicht aus der Hand, egal wie müde sie auch sein mag. „Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen/ Gilt für weise.“ Noch schreibe ich gegen das Vergessen an. Schreibe mich weiter, neue Zeilen meiner Rolle inmitten eines schlechten Films. Ich bin ein self-made-up man, erzähle mir mehr davon. Es wird einmal. Doch wer glaubt noch an solche Märchen; wer nimmt die Filme noch ernst, die Dialoge aus denen wir unsere Leben zusammensetzen. Für die Kritik leicht durchschaubar, hätte ihr Wort Gewicht.

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Massig

Es waren der Nächte viele, die ich deiner gedacht, da ich für dich gewacht. Doch es ergrauten die Bilder, es verblassten die Stunden mir alle. Ich sink hinab zu Nacht und kühlem Wein, wo das Vergessen vor mir liegt und tiefer Schlaf. Hinter mir lass ich den Horizont, an dem klebt fahl und stumpf,
ein Arsch voll Zeit.

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